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Hochgeladen am 26.01.2010
Jetzt kommt ein Lied über das wahre Leben von der CD Einhandsegler, das für Reinhard Mey mit den Todesanzeigen los geht. Hier kommt der Liedtext dazu.
Warmherzig, großzügig und liebevoll, stets die helfende Hand,
Gütig, klug und aufgeschlossen, aufopfernd und tolerant,
Stets ein offnes Ohr für Jedermann und -Frau und jederzeit
Immer Vorbild, immer selbstlos in stiller Bescheidenheit!
Zu gern wüsst ich, wer dies Prachtexemplar eines Menschen ist,
Nur leider hat er sich grad durch friedliches Ableben verpisst,
Und dies ist kein Bewerbungsschreiben für den Job des Ersatzheilgen der Stadt,
Ich studier nur grad die Traueranzeigen im Sonntagsblatt.
Warmherzig, großzügig und liebevoll, stets die helfende Hand,
Gütig, klug und aufgeschlossen, aufopfernd und tolerant,
Stets ein offnes Ohr für Jedermann und -Frau und jederzeit
Immer Vorbild, immer selbstlos in stiller Bescheidenheit!
Zu gern wüsst ich, wer dies Prachtexemplar eines Menschen ist,
Nur leider hat er sich grad durch friedliches Ableben verpisst,
Und dies ist kein Bewerbungsschreiben für den Job des Ersatzheilgen der Stadt,
Ich studier nur grad die Traueranzeigen im Sonntagsblatt.
Das Erfundne und das Wahre
Von der Wiege bis zur Bahre,
Das eröffnet sich beredt
Dem, der sie zu lesen versteht,
Auf den Punkt gebracht, gebündelt, im Telegrammstil kurz und knapp:
Das wahre Leben, das wahre Leben spielt sich doch in den Todesanzeigen ab!
Während ich darüber nachdenk, entdeck ich das Phänomen,
Dass von allen Menschen immer nur die guten Menschen gehn.
Nur die edlen, nur die klugen, nur die mutigen, wie jeder weiß,
Nur die Vorbilder entschlafen viel zu früh und sanft und leis.
Nur die Guten treten ab und das heißt unabänderlich:
Es bleiben nur die Ekel übrig, Leute so wie du und ich.
Nur die Schweine leben ewig, aber das erklärt konkret,
Warum hierzulande alles langsam den Bach runter geht!
Da stehn Lügen und Intrigen,
Dass die Sargbretter sich biegen,
Der Tote sich im Grab umdreht,
Für den der zu lesen versteht,
Auf den Punkt gebracht, gebündelt, im Telegrammstil kurz und knapp:
Das wahre Leben, das wahre Leben spielt sich doch in den Todesanzeigen ab!
Oder hat man je gelesen: "Der war längst fällig!" oder gar,
Dass der teure Heimgegangene ein schlimmer Stinkefinger war?
„Widerwärtig bis zum Ende, Zwietracht war sein Lebenswerk,
Ein Geschwür, ein Spielverderber, ein giftiger, böser Zwerg.
Ewig hat der Sack genörgelt, hat uns jeden Spaß verpatzt,
Endlich und viel zu spät ist die alte Ratte abgekratzt.
Endlich hat der Sensemann der Zecke den Rüssel gekappt,
Hat ihm die Lampe ausgeschossen und die Hufe hochgeklappt!"
Das Gereimte und Geschleimte
Niederträchtig Abgefeimte,
Schön verpackt in Pietät
Für den der zu lesen versteht,
Auf den Punkt gebracht, gebündelt, im Telegrammstil kurz und knapp:
Das wahre Leben, das wahre Leben spielt sich doch in den Todesanzeigen ab!
So leg ich vorsorglich fest, was eines Tags in meiner steht,
Dass mein letztes Inserat nicht auch noch in die Hose geht,
Ich will kein "teurer Verblichner" und kein "Heimgerufner" sein,
Ich will nicht noch nen Verriss, ich will keine Lubhudelein,
Nicht, dass noch Mike Krüger Candle-in-the-Wind-mäßig zum Schluss
"Mein Gott Walter" für den traurigen Anlass umdichten muss!
Ich machs kurz und ich machs schmerzlos, ich machs preiswert und ich grüß
Alle dies am Sonntag lesen mit zwei Worten: und tschüss!
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