Seit dieser Woche sorgen neue Nutzungsbedingungen bei Facebook für Aufregung. Ein besonders umstrittener Paragraph räumt Mark Zuckerberg nun auch das Recht auf den Erstgeborenen eines jeden Users ein.
Schon bisher sammelte Facebook private Daten seiner User, doch dass das amerikanische Unternehmen nun sogar Zugriff auf den Erstgeborenen der Nutzer haben möchte, stellt den bisher tiefsten Eingriff in die Privatsphäre dar. Der große Aufschrei blieb bisher aus, da die meisten Nutzer die Änderungen gar nicht mitbekamen.
„Liest denn überhaupt irgendwer Nutzungsbedingungen, wenn man sich wo anmeldet?“, fragt der Datenschutzexperte Herbert Lemberg erzürnt. „Also ich sicher nicht, obwohl es ja eigentlich mein Job wäre. Und wenn ich es nicht lese, dann sicher auch sonst niemand.“
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zeigt sich über die entbrannte Debatte überrascht und betont die Vorteile für die Nutzer: „Wir wollen das Leben unserer User effizienter gestalten und noch mehr personalisieren.“
Denn nicht jede Familie habe derzeit den perfekt zu ihr passenden Erstgeborenen. Deshalb will Facebook an Hand von Fotos und „Gefällt mir“-Angaben auswerten, welcher Sohn am besten zu welcher Familie passt. So bekommt jede Familie genau den Sohn zugeteilt, der laut Facebook-Algorithmus perfekt passt.
Doch Kritiker zweifeln an der Umsetzung und vermuten, dass die Erstgeborenen niemals in die USA gelangen werden, sondern in Irland oder auf den Bahamas aus Steuergründen versteckt werden. Facebooks europäischer Anwalt von der Kanzlei Arschloch&Söhne war nicht für uns erreichbar, als wir von ihm wissen wollten, ob ausgeschlossen werden kann, dass die Erstgeborenen zu Marketingzwecken an PR-Agenturen oder Marketingfirmen weiterverkauft werden.
Der EU-Datenschutzbeauftragte Giovanni Buttarelli übt inzwischen scharfe Kritik an diesem tiefen Eingriff in die Privatsphäre. „Das werden wir uns nicht gefallen lassen. Es ist Zeit, den Kampf gegen Facebook aufzunehmen!“, schreibt er heute morgen auf seinem Facebook-Account.
Die Mehrheit der Bevölkerung kümmert sich wenig um die Änderungen und nutzt den Service weiterhin. Auch Peter N. aus Wien-Donaustadt versteht die Aufregung nicht: „Natürlich könnte ich mich bei Facebook abmelden und all das verhindern. Aber ich hab ja nix zu verbergen. Die ganze Nachbarschaft weiß, dass mein Sohn ein Trottel ist. Der hockt den ganzen Tag nur vor Facebook. Nehmt’s eam hoid mit!“
(Jürgen Marschal. Foto: JD Lasica)
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