Montag, 30. Dezember 2013

Probiotika und ihre Vorzüge

Aurora Geib
Das Wort »Bakterien« klingt zunächst einmal nicht gerade angenehm, es ruft Bilder von Schmutz und Krankheit vor das innere Auge. Und wenn dann ein Bakterium namens Escherichia coli immer wieder einmal zu Ausbrüchen führt, kann dies zur Folge haben, dass wir die ursprünglichen Vorbehalte, Bakterien seien schädlich, vielleicht nie überwinden.


Und dennoch, trotz all der Vorurteile, die uns von unseren Eltern in der Kindheit eingeimpft wurden, als wir uns vor jedem Essen die Hände waschen mussten, sind nicht alle Bakterien für den Menschen schädlich. Natürlich stimmt es, dass viele Krankheiten auf bakterielle Infektionen zurückgeführt werden können, aber es gibt auch Bakterien, die völlig harmlos sind. Manche üben sogar nützliche Funktionen aus, wie beispielsweise die Umwandlung von Milch in Käse, und andere leben in unseren Gedärmen und sorgen dafür, dass wir gesund bleiben.


Bakterien, die in unserem Darmtrakt leben, heißen »Darmflora« oder auch »Probiotika«. Mit diesen Mikroorganismen leben wir in einer symbiotischen Beziehung. Manchmal werden sie sogar als unser »vergessenes Organ« bezeichnet. Idealerweise sollte das Verhältnis zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien bei 85 zu 15 liegen. Im umgekehrten Fall sind Probleme garantiert.

Warum brauchen wir Probiotika?

Prinzipiell nutzen uns Probiotika auf zweierlei Weise:

Zum einen hat die wissenschaftliche Forschung ergeben, dass Probiotika das Immunsystem unterstützen, indem sie Erkältungen und Grippe verhindern, die Heilung beschleunigen und Krankheiten und Beschwerden wie Reizdarmsyndrom, Allergien und Durchfall verhindern.

Ein starkes Immunsystem schützt den Körper vor Infektionen, die von schädlichen Bakterien hervorgerufen werden. Zudem plagen uns bei einer Schwächung des Immunsystems häufig Allergien und Autoimmunstörungen. In jüngeren Studien an Neugeborenen, die an Asthma und Ekzemen leiden, werden diese Krankheiten mit einer gestörten Immunantwort in Verbindung gebracht. Auch wenn noch nichts darüber bekannt ist, ob sie Asthma verhindern können, haben finnische Wissenschaftler entdeckt, dass Kinder, die bei der Geburt Probiotika erhielten, mit 40 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit ein atopisches Ekzem entwickelten.

Zum zweiten spielen Probiotika eine maßgebliche Rolle dabei, unseren Verdauungstrakt gesund zu erhalten. Lebensstil, emotionaler Stress und ungesunde Ernährung sind nur einige der vielen Ursachen, die die Balance der Darmgesundheit zugunsten von schädlichen Bakterien verschieben. Im Idealfall filtert ein gesunder Verdauungstrakt alle Toxine, chemischen Substanzen, Abfallprodukte oder anderen schädlichen Bakterien aus und macht sie unschädlich. Außerdem werden hier die nötigen Nährstoffe ausgewählt, absorbiert und an die Zellen des Körpers geliefert, wo sie gebraucht werden.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie ergab, dass Probiotika wirksam Verstopfung bei kleinen Kindern linderte. Italienische Forscher untersuchten 44 Kleinkinder, die an chronischer Verstopfung litten. Nach acht Wochen ging es den Kindern, die Probiotika erhielten, deutlich besser. Hatten sie zuvor nur dreimal in der Woche Stuhlgang gehabt, so war es jetzt fünfmal.

Eine weitere Studie zeigte, dass Probiotika gegen Magenschmerzen bei Kindern wirkten. Eine Studie unter Leitung des italienischen Wissenschaftlers Dr. Ruggiero Francavilla ergab, dass Lactobacillus rhamnosus, ein Stamm nützlicher Bakterien, Magenschmerzen linderte. Die Kinder, die die Probiotika erhielten, litten nur noch einmal in der Woche an Magenschmerzen, zuvor waren die Schmerzen viermal wöchentlich aufgetreten. Außerdem waren die Schmerzen bei den Kindern deutlich weniger stark.

Weitere Vorzüge, die den Probiotika zugerechnet werden, sind:
  • die Bildung der Vitamine A, B1, B2, B3, B5, B6, B12, D und K;
  • die Unterstützung gesunder Cholesterin-, Triglycerid- und sogar Blutdruck-Werte;
  • die Minderung des Darmkrebsrisikos;
  • die Linderung der Symptome bei Reizdarmsyndrom und schweren Darmerkrankungen.
Weiter wurde beobachtet, dass Probleme in Magen und Darm nicht nur die physische, sondern auch die psychische Balance stören. Erst kürzlich wurde berichtet, dass Störungen wie ADS und Autismus bei Kindern sowie Depression und Denkstörungen bei Erwachsenen mit einem bakteriellen Ungleichgewicht im Darm zusammenhängen, das eine Entzündung hervorruft. Diese Beziehung wird inzwischen als »Darm-Hirn-Achse« bezeichnet.

Die neuen Studien über die Vorzüge von Probiotika

Probiotika schützen vor Erkältungen und Grippe. Bei einer in China durchgeführten Studie wurden 326 Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren sechs Monate lang beobachtet. Sie erhielten Milch, die entweder Lactobacillus acidophilus allein oder in Kombination mit Bifidobacterium animalis erhielten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder, die nur den Lactobacillus erhielten, seltener an Husten oder Triefnase litten. Wenn sie krank wurden, verlief die Heilung schneller, sie fehlten nicht so oft in der Schule. Antibiotika wurden um 68 Prozent weniger verschrieben.

Die Gruppe, die kombinierte Probiotika einnahm, zeigte ein noch positiveres Bild; Husten und Erkältungen traten bei ihnen sogar noch seltener auf. Auch die Erholung verlief schneller als bei den Kindern, die nur ein Probiotika-Ergänzungsmittel einnahmen, sie brauchten um 84 Prozent weniger Antibiotika. Das Ergebnis dieser Studie lässt darauf schließen, dass zwar schon ein probiotisches Ergänzungsmittel allein gegen Erkältung und Grippe von Nutzen sein kann, die positive Wirkung wird aber verstärkt, wenn zwei probiotische Ergänzungsmittel gleichzeitig eingenommen werden.

Probiotika wirken gegen Magengeschwüre – Wissenschaftler aus Spanien, die die positive Wirkung von Probiotika-Stämmen untersuchten, entdeckten, dass mehrere Stämme von Bifidobacterium in 95 Prozent der Fälle von entzündlichen Darmerkrankungen wirksam waren, insbesondere bei Geschwüren, die durch das Bakterium Helicobacter pylori hervorgerufen wurden. Dementsprechend zeigte sich, dass eine antibiotische Behandlung bei einer Infektion mit Helicobacter pylori weder ausreichend noch zufriedenstellend war, die Erfolgsrate lag nur bei 70 bis 90 Prozent. Andererseits zeigte die Langzeitgabe von Probiotika bei Versuchstieren, dass Probiotika Schäden am Magengewebe, die durch Geschwüre verursacht wurden, reparieren können.

Probiotika können den Magen vor Strahlenschäden schützen – für Menschen, die sich vor den schädlichen Folgen des Fukushima-Unglücks fürchten, und sogar für Krebspatienten ist das sicher eine gute Nachricht. Bei einer Studie verglichen Wissenschaftler der Washington University die Wirkung einer Bestrahlung bei Mäusen, indem sie einer Gruppe vor und nach der Bestrahlung Probiotika fütterten. Die Probiotika-Gruppe zeigte sich vor Strahlenschäden im Darm geschützt.

Normalerweise kommt es bei Krebspatienten nach einer Bestrahlung zur Schädigung des Darms, weil die Strahlung sowohl gesunde als auch bösartige Zellen zerstört. Durch den Einsatz von Probiotika gingen diese Schäden offenbar deutlich zurück. Zusätzlich zu einer Bestrahlungsbehandlung können Menschen, die sich vor radioaktiven Strahlen schützen wollen, von Probiotika profitieren.

Probiotika kontra Antibiotika

»Antibiotikum« bedeutet wörtlich übersetzt »gegen das Leben«, »Probiotikum« »für das Leben«. Antibiotika sind antibakterielle Medikamente, die zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt werden. Sie töten Bakterien und verhindern, dass sie sich vermehren. Normalerweise kann unser Immunsystem Bakterien ausschalten, bevor sie sich vermehren und Krankheiten hervorrufen. Man nimmt aber an, dass es Phasen gibt, in denen der Körper mit der Infektion nicht fertig wird und deshalb die Hilfe von Antibiotika benötigt. Wenn sie zu häufig oder falsch angewendet werden, kann es jedoch passieren, dass die Bakterien resistent werden oder dass das Medikament nicht mehr so gut gegen Bakterien wirkt.

Seit Langem ist bekannt, dass Antibiotika kurzfristig zu gesundheitlichen Beschwerden wie Durchfall, Magenschmerzen oder Ausschlägen führen können. Bei fünf bis 39 Prozent der Patienten, die Antibiotika einnehmen, kommt es als Komplikation zu Durchfall, der noch Wochen nach Beendigung der Einnahme andauern kann. Denn Antibiotika töten wahllos gute und schlechte Bakterien, sodass die Anfälligkeit für Verdauungsbeschwerden zunimmt.

Zum Glück zeigen neuere Studien, dass die Einnahme von Probiotika einige der negativen Folgen der Antibiotikaeinnahme ausgleicht. In einer Metaanalyse, bei der 22 verschiedene Studien untersucht wurden, zeigte sich, dass eine Prophylaxe mit Probiotika die Wahrscheinlichkeit einer antibiotischen Diarrhö minderte. Forscher an der Harvard Medical School konnten außerdem zeigen, dass Probiotika Durchfall bei Kindern und Erwachsenen verhindern konnten, unabhängig von der Art der verwendeten Probiotika. Außerdem wurde entdeckt, dass Probiotika vor Durchfall schützten, wenn wegen einer Helicobacter-pylori-Infektion Antibiotika eingenommen wurden.

Ist eine Überdosierung bei Probiotika möglich?

Offenbar hat ein zu hoher Probiotikakonsum keine negativen Auswirkungen. Allerdings kann es vorübergehend zu Blähungen und Völlegefühl kommen. Menschen mit Kurzdarmsyndrom könnten leichter eine Lactobacillus-Infektion entwickeln. Konsultieren Sie also gegebenenfalls vor der Einnahme von Lactobacillus Ihren Arzt. Bei Kindern und älteren Menschen, besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, ist auch eine Infektion nicht ausgeschlossen. Patienten mit künstlichen Herzklappen werden wegen des geringen Risikos einer Infektion angewiesen, keine Probiotika einzunehmen.

Auch allergische Reaktionen sind möglich. Die University of Maryland meldet einen seltenen Fall einer allergischen Reaktion bei der Einnahme von Präbiotika. Allergische Reaktionen auf Probiotika können auch auftreten, wenn bestimmte Lebensmittel, beispielsweise Joghurt, gegessen werden, obwohl der Patient allergisch auf Milchprodukte reagiert. Probiotika scheinen zwar nur begrenzt in Wechselwirkung mit Medikamenten zu treten, doch wie die University of Maryland berichtet, können Probiotika mit Sulfasalazin in Wechselwirkung treten, einem Medikament, das zur Behandlung der Colitis ulcerosa verwendet wird. Sie beschleunigen den Abbau.



Quellen für diesen Beitrag waren u.a.:

WiseGeek.com
NaturalNews.com
OSU.edu
Windows2Universe.org
NaturalNews.com
NaturalNews.com
MedicineNet.com
MedicalNewsToday.com
NIH.gov
UMM.edu

Quelle:
www.kopp-verlag.de

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