Donnerstag, 6. September 2012

Apple erhält Patent auf das Deaktivieren von iPhone-Kameras an bestimmten Orten

Steve Watson

In der vergangenen Woche wurde Apple ein Patent auf ein Verfahren erteilt, das es ermöglicht, per Funk die Kameras in iPhones an bestimmten Orten abzustellen. Das weckte Befürchtungen, dieses Verfahren könnte dazu benutzt werden, Bürger daran zu hindern, miteinander zu kommunizieren oder während einer Protestkundgebung oder politischen Veranstaltungen und Zusammenkünften wie Parteitagen Videos aufzunehmen.


Kamerahandys haben den Informationsfluss im digitalen Zeitalter revolutioniert. Praktisch jedes größere Ereignis findet umgehend über vor Ort aufgenommene Fotos, die in sozialen Netzwerken oder Video-Internetplattformen, wie zum Beispiel YouTube, hochgeladen werden, seinen Widerhall.
Aus den Patentunterlagen des US-Patents Nr. 8.254.902 mit der Bezeichnung »Gerät und Verfahren zur Durchsetzung bestimmter Maßnahmen auf einem Mobilfunkgerät« geht hervor, dass dies in der Zukunft mit dem Umlegen eines Schalters ein abruptes Ende haben könnte.

In dem Patent heißt es:
»Gerät und Verfahren zur Veränderung eines oder mehrerer funktioneller oder operationeller Aspekte eines Mobilfunkgeräts etwa beim Eintreffen eines bestimmten Ereignisses. In einer Ausführung führt ein Ereignis dazu, dass sich das Mobilfunkgerät in Reichweite eines oder mehrerer anderer Geräte befindet. In einer anderen Variante kommt es im Verlauf eines Ereignisses dazu, dass das Mobilfunkgerät mit einem bestimmten Zugangspunkt in Verbindung steht. In solchen Fällen könnten verschiedene Aspekte der Funktionalität des Geräts nur eingeschränkt oder überhaupt nicht genutzt werden (Geräte»politik«). Diese Möglichkeit, bestimmte Maßnahmen in Gang zu setzen, kann aus zahlreichen, verschiedenen Gründen sinnvoll sein. So könnte man dafür sorgen, dass in bestimmten Umgebungen (etwa in einem Kino) von Mobilfunkgeräten ausgehender störender Lärm oder ausgehendes störendes Licht unterbunden wird oder Mobilfunkgeräte daran gehindert werden, mit anderen Mobilfunkgeräten zu kommunizieren (etwa im Rahmen akademischer Veranstaltungen), oder bestimmte elektronische Geräte in einen ›Schlafmodus‹ versetzt werden, wenn man einen besonders sensiblen Bereich betritt.«


Es wäre mit anderen Worten möglich, durch ein kodiertes an alle Mobilfunkgeräte übermitteltes Signal, die Aufnahmefunktion zu sperren. Bezüglich der Anwendung dieses Verfahrens kommt es natürlich darauf an, was von den entsprechenden Behörden als »sensibler Bereich« festgelegt wird.
Damit wäre es also den Mächtigen nach ihrem Gutdünken möglich, darüber zu befinden, wer was über sein Mobilfunkgerät dokumentieren kann.
Da die großen Elektronikkonzerne die drahtlose Anbindung der neuesten Kameramodelle zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen zählen, verheißt dieses neue Verfahren für Fotografen sowie engagierte und unabhängige Journalisten nichts Gutes.

Michael Zhang schrieb auf der Internetseite Peta Pixel dazu:


»Wenn sich Verfahren dieser Art durchsetzen und routinemäßig in Kameras eingebaut werden, könnte man das Fotografieren einfach dadurch verhindern, dass man eine bestimmte Örtlichkeit durch einen so genannten ›Geofence‹ abschirmt. Dabei könnte es sich um Kinos, Örtlichkeiten, an denen sich oft Prominente aufhalten, Protestkundgebungen oder die hochgeheimen Räumlichkeiten am Infinite Loop 1 im kalifornischen Cupertino [der Apple-Hauptsitz] handeln.«

[Bei Geofencing (zusammengesetzt aus »Geografie« und dem englischen Wort für »Zaun«) handelt es sich unter anderem um Verfahren, die bestimmte geografische Bereiche über die Auswertung und Manipulation von GPS-Daten oder Kommunikationsdaten überwachen oder abschirmen.]


www.kopp-verlag.de

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Diese Verbrecher denken an Sachen, da schnürt sich einem fast die Kehle zu (vor Wut).
Man sollte das Positive in dieser Meldung sehen: Tausende von anarchistischen Programmierer freuen sich schon diese Funktion zu deaktivieren. ;)
Danke für das publik machen.