In der Prügelaffäre auf der Polizeiwache in der Au hat der angeklagte Polizist einen gezielten Faustschlag gegen eine gefesselte Frau bestritten. 
Au – Der 33-jährige Beamte muss sich seit Dienstag wegen Körperverletzung im Amt verantworten. Er soll der am Boden liegenden Frau mit einem Fausthieb das Nasenbein und einen Augenhöhlenboden gebrochen haben.
Der Angeklagte sagte zum Auftakt des Prozesses, er habe versucht, die aufgeregte Frau zu beruhigen. Sie haben ihn angespuckt und sei mit dem Oberkörper hochgeschnellt. Aus Angst, sie könnte ihn treffen, habe er blitzschnell zu seinem Schutz eine Armbewegung in Richtung ihres Gesichts gemacht.
Der Anwalt der Frau, die als Nebenklägerin an dem Prozess teilnimmt, fragt den Beamten, ob er keine Alternative gesehen habe. „Wenn ich ein halbes Jahr Zeit habe, mir das zu überlegen“, antwortete der Polizist. „Aber in dem Moment habe ich keine andere Alternative gesehen.“ Die 22-jährige Frau wirft dem Polizisten vor, er habe sie ins Gesicht geschlagen.
Der Prozess ist kein Einzelfall. Immer wieder gibt es in Bayern Disziplinar- oder sogar Strafverfahren gegen Beamte wegen möglicher Vergehen bei der Berufsausübung.
Zuletzt wurde im November 2012 der suspendierte Rosenheimer Polizeichef wegen vorsätzlicher Körperverletzung im Amt zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt. Der Beamte hatte den Kopf eines gefesselten Schülers im Herbst 2011 auf der Wache gegen die Wand geschlagen, das Opfer getreten und geohrfeigt.
Im Oktober 2010 wurde ein Würzburger Polizist zu einer Geldstrafe von 10 000 Euro verurteilt, weil er beschuldigten Frauen einen Straferlass gegen Sex angeboten hatte.


Fragen zum Prügel-Polizisten-Prozess
Was geschah mit Teresa Z. in der Zelle?

Aktualisiert: 06.08.2013 - 07:43
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In einer solchen Haftzelle schlug der Polizist der gefesselten TeresaZ. ins Gesicht.
© dpa, fkn


Zertrümmerte Polizeihauptmeister Frank W. (33) reflexartig oder vorsätzlich das Gesicht von Teresa Z. (23)? Was genau geschah in der Zelle der Polizeiinspektion 21 in der Au?

Um diese und andere Fragen wird sich Dienstag ab 9 Uhr alles drehen, wenn Frank W. wegen vorsätzlicher Körperverletzung im Amt vor dem Amtsgericht steht. Die tz beantwortet dazu die sechs wichtigsten Fragen:

Was macht der angeklagte Polizist derzeit?

Bis zur Klageerhebung durch die Staatsanwaltschaft war der Beamte ganz normal im Dienst. Inzwischen ist er jedoch suspendiert, musste auch seine Dienstwaffe abgeben.
Darf Frank W. nach dem Prozess wieder zurück in den Dienst?

Das kommt zunächst einmal auf das Strafmaß an, das Amtsrichter Dr. Josef Bonkamp sprechen wird. Bei einer Verurteilung unter einem Jahr Freiheitsstrafe kann Frank W. weiter Polizist bleiben. Wird er allerdings zu mehr als zwölf Monaten Gefängnis verurteilt, wird er aus dem Dienst entfernt.
Welches Strafe sieht das Gesetz bei vorsätzlicher Körperverletzung im Amt vor?

Zwischen drei Monaten und fünf Jahren ist alles möglich. Frank W. ist strafrechtlich nicht vorbelastet. Allerdings ermittelte die Staatsanwaltschaft Ende 2010 gegen ihn wegen Körperverletzung im Amt. Damals hatte ihn eine im sechsten Monat schwangere Frau angezeigt, weil er sie brutal gegen ein Auto gedrückt und gefesselt haben soll. Das Verfahren gegen Frank W. wurde jedoch eingestellt (tz berichtete).
Wie läuft der Prozess ab?

Richter Dr. Josef Bonkamp hat nur einen Verhandlungstag angesetzt. Ob das reicht, wird sich zeigen. Insgesamt sind nämlich 13 Zeugen geladen. Darunter die Kollegen des Polizisten, die bei dem Faustschlag mit in der Zelle waren. Ebenso werden Sanitäter, eine Notärztin und Teresas Freund als Zeugen gehört werden.
Warum steht Frank W. überhaupt vor Gericht?

Der Polizist hat sich immer auf eine Notwehr-Situation berufen. Ein Gutachten kam jedoch zu einem anderen Ergebnis: Die Distanz zwischen Frank W. und der gefesselt auf der Pritsche fixierten Teresa Z war demnach zu groß für einen Kopfstoß.
Was ist mit Teresa Z.?

Die junge Frau wird als Zeugin und als Nebenklägerin mit ihrem Anwalt Franz J. Erlmeier am Prozess teilnehmen. Die 23-Jährige hat immer noch Probleme mit dem rechten Auge, sieht teilweise noch verschwommen.

tz