Samstag, 16. Februar 2013

Die neue Weltunordnung: Warum die Beobachtung radikaler Islamisten versagt

Udo Ulfkotte

Im deutschsprachigen Raum verändert sich etwas. Geschichte bedeutet schließlich Veränderung. Die Politik behauptet, dass die Veränderungen gut für uns sein werden. Dabei entsteht da draußen gerade mit immer mehr islamistischen Keimzellen in unserer alten Heimat eine neue Weltunordnung.


Es gibt viele gute Bücher und DVDs zum Islam. Aber trotzdem bleibt eines meist außen vor: Betrachtet man die Ziele, Motive und ideologisch-religiösen Hintergründe des radikalen islamischen Netzwerks, das allem Anschein nach über feste institutionelle Verflechtungen und
eine nicht zu unterschätzende kriminelle Energie verfügt, dann sollte man erwarten, dass die Unruhe bei den deutschen Behörden oder unter den Bürgern wachsen wird. Mehr als 3,2 Millionen Muslime leben in Deutschland und führen auf den ersten Blick eine friedliche Koexistenz mit ihren Mitbürgern.


Doch in so manchen Kebab-Buden, Moscheen und islamischen Vereinen wird wohl nicht immer nur entspannt diskutiert. Mitten unter uns entsteht ein islamisches Ghetto, das viele unterschiedliche, nicht nur friedfertige Gesichter hat und sich auch aus dem Gedankengut speist, das die bisher vorgestellten Vereine, Organisationen und Bruderschaften unter den gläubigen Muslimen verbreiten. Eines der verborgenen Gesichter ist die Fratze des Terrors, die sich öffentlich durch Dialogforen, Multikulti-Veranstaltungen und eine der deutschen »Gesprächskultur« angepasste exzessive Diskussionsfreudigkeit tarnt, insgeheim jedoch Krieg und Terrorakte billigt oder fördert, um die vermeintlichen Pläne Allahs zu verwirklichen. So bringt eine kleine, radikale Minderheit den Islam insgesamt in Verruf, weil sie sich bereit zeigt, in nicht allzu ferner Zukunft den Krieg gegen unsere Städte zu erklären. Darüber berichtete auch der Informationsdienst Kopp Exklusiv.

Gewiss, der weitaus größte Teil der Muslime identifiziert sich nicht mit den radikalen Islamisten. Immerhin treten 72 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen muslimischen Glaubens für eine klare Trennung von Staat und Kirche ein. Nur drei Prozent sind in der vom Verfassungsschutz beobachteten islamistischen Szene organisiert. Zählt man deren Familienmitglieder hinzu, kommt man auf etwa zehn Prozent aller Muslime. Prozentual bewegen sich die islamistischen Gruppierungen damit leicht über den rechtsextremen Parteien wie DVU oder NPD, gegen die der Verfassungsschutz zu Recht mit großen Anstrengungen vorgeht. Die im Verhältnis über wesentlich mehr Anhänger verfügende türkische radikale Szene ist keinesfalls so friedfertig, wie ihre Führer nach außen hin vorgeben, muss aber den Staatsschutz nicht im selben Maße wie die rechte Szene fürchten. Gerade einmal eine Hand voll Mitarbeiter befasst sich mit diesem Extremistenklub. Warum ist das so?

In Deutschland beobachtet jedes Bundesland und dort jede Behörde für sich die Aktivitäten verdächtiger Gruppen, wobei für jede dieser Gruppen oftmals verschiedene Personen zuständig sind. Zusammenhänge zwischen potenziellen Terrorgruppen und der organisierten Kriminalität können schon allein deshalb gar nicht erst erkannt werden, weil für beide Bereiche völlig getrennte Abteilungen zuständig sind: Die eine davon sitzt beim BKA in Wiesbaden, die andere in Meckenheim. Man spricht zwar miteinander, den wichtigen Austausch von Informationen praktiziert man allerdings nur ansatzweise. So kommt es gelegentlich zu der absurd anmutenden Situation, dass die eine Abteilung wegen Geldwäsche und die andere wegen Terrorgefahr gegen dieselbe Gruppe ermittelt, die Erkenntnisse der Fahnder aber fast nie zusammenfließen.

Im ermittlungstechnischen Tohuwabohu geht ebenso wie in der öffentlichen Diskussion immer wieder ein Punkt unter, der für das geheime Vorgehen, die geheime Zusammenarbeit und das geheime Verständnis islamistischer Gruppen in Deutschland ungeheuer wichtig ist. Das einigende Band aller Gruppierungen ist das gemeinsame stereotype Feindbild. Egal, ob man Mitglieder der türkischen Islamisten oder der libanesischen Hisbollah befragt, sie alle stimmen in der Ablehnung des Staates Israel überein und sprechen vom »Welt-Zionismus«. Zweitens sind aus ihrer Sicht Europäer Atheisten und Götzenanbeter, Wucherer, Kapitalisten, Ehebrecher, Alkoholiker und der Pornografie ergebene nichtsnutzige Geschöpfe, Agenten und sonstige Feinde, die zwar als Lehrer, Ärzte oder Ingenieure auftreten mögen, in Wahrheit aber Feinde des Islam darstellen.

Aus ihrer Sicht liefern die Medien jener »Ungläubigen« bewusst ein verzerrtes Bild vom Islam, der dabei doch den einzigen Ausweg aus der westlichen Welt voller Sadisten, Kinderschänder, Massenmörder und sonstiger Perverser bietet. Diese Grundhaltung trifft sicher auch auf viele nicht-islamistische Muslime in Deutschland zu. Die Islamisten eint jedoch das Ziel, dem unhaltbaren Zustand in der christlich-abendländischen Welt durch die Wiedererrichtung eines »Kalifats« mit gewaltsamen Mitteln ein Ende zu bereiten.

Es ist dieser Traum vom »Kalifat«, der die Vertreter von türkischen Extremisten, die Anhänger algerischer Terrorgruppen und tschetschenischer »Rebellen«, die Kämpfer der palästinensischen Hamas, der Hisbollah, des palästinensischen Dschihad und der ägyptischen Gamaat al-Islamiya zu einer geistigen Einheit schmiedet. Denn was die Vertreter von Hizb ut-Tahrir in einer Hamburger Moschee beim Freitagsgebet vorlasen und was Besucher Wort für Wort auf einer Videokassette festhielten, würde die Zustimmung aller Extremisten finden, gleich welcher Organisation sie angehören:
»Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Das islamische Kalifat ist der Schutz für die Länder der Muslime. Seine Errichtung ist Pflicht. Und die Inaktivität dabei eine Sünde. Das Kalifat ist eine kollektive Führung für alle Muslime auf dieser Erde, um die islamischen Gesetze zu implementieren und die islamische Botschaft in alle Welt weiterzutragen. Es ist eine politische Struktur, die Muslime und ihre Länder vereint. Der Gesandte Allahs hat den Muslimen befohlen, dass sie einen Kalifen aufstellen, der sie mit den Gesetzen der islamischen Scharia regiert. Das Kalifat ist auch der Staat, dessen Rückkehr uns der Gesandte Allahs prophezeit hat, als er sagte: Sodann wird ein Kalifat wiedererstehen, nach dem Plan des Prophetentums! Es ist jener Staat, der das vollzieht, was Allah, der Erhabene, den Muslimen an islamischen Gesetzen in der Rechtsprechung, dem Regierungssystem, dem Wirtschafts-, Sozial- und Familiensystem, dem Unterrichtswesen und in der Außenpolitik befohlen hat. Das Kalifat ist auch jener Staat, der den Dschihad vollzieht, den Allah den Muslimen auferlegt hat, um die islamische Botschaft in alle Welt weiterzutragen, die Länder der Muslime zu schützen und ihr Leben, ihre Angehörigen, ihr Eigentum und das ihrer Schutzbefohlenen zu verteidigen.«
Wenn wir diesen gemeinsamen Traum der Extremistengruppen vom Kalifat kennen, können wir verstehen, warum die Islamisten trotz der verwirrenden Vielzahl von Organisationen, in denen sie sich bewegen, untereinander ein solch großes Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickelt haben. Und wir sehen den Grund dafür, warum die Aufdeckung konspirativer Netze ein auswegloses Unterfangen ist, solange diese Gruppen nicht in einem Zusammenhang gesehen und ihre Querverbindungen untereinander, einschließlich aller Kontakte zur organisierten Kriminalität, mit höchster Priorität aufgeklärt werden.

Das »Kalifat« ist eines der Stichworte, die im islamischen Staatswesen große Bedeutung haben. Als der Prophet Mohammed am 8. Juni 632 in Medina starb, hinterließ er nach Auffassung der sunnitischen Richtung des Islam keinen Nachfolger, während er nach Auffassung der Schiiten, die heute etwa im Iran regieren, seinen Vetter und Schwiegersohn Ali zum Nachfolger (zum »Kalifen«) ernannte. Von 632 bis zur Auflösung des Kalifats durch die türkische Nationalversammlung im Jahr 1924 war der Begriff verbunden mit dem weltlichen und religiösen Führer der Muslime, der jedoch keine Leitsätze aufstellen durfte. Seit der Abschaffung des Kalifats kann sich theoretisch jeder zum Kalifen ausrufen, was der »Kalif von Köln« ja auch tat. Obwohl solche »Ernennungen« keine bindende Wirkung für andere Muslime haben, wünschen sich viele von ihnen ein europäisches Kalifat, in dem die dort lebenden Christen und Juden als »Tributpflichtige« eine untergeordnete Rolle spielen.

Nach all dem, was wir bisher erfahren haben, ist es absehbar, dass der Kampf gegen diese Art des Terrorismus nicht wie die üblichen Kriege enden wird. Von der Vorstellung einer im Wesentlichen nach Staaten aufgeteilten Welt, in der Staaten gegeneinander Krieg führen und Frieden schließen, müssen wir uns verabschieden. Der Trend – das haben schon die Balkankriege in Europa gezeigt – geht zur Entstaatlichung, Privatisierung und Kommerzialisierung eines Krieges, in dessen Verlauf lokale Kriegsherren, Bandenführer, Söldnerfirmen sowie international vernetzte und einsetzbare Glaubenskrieger mehr und mehr zu den eigentlichen Akteuren des Kriegsgeschehens aufsteigen. Diese Privatisierung der Gewalt ist ein Kennzeichen des internationalen Terrorismus, wobei die Grenzen zwischen Söldnerbanden und Terrorgruppen fließend geworden sind. Fatal daran ist: Es geht nicht länger um den Krieg gegen einen Staat, eine Wirtschaftsmacht oder gewisse Regierungsschichten, sondern es geht um den Krieg der einen – islamischen – Weltsicht gegen eine andere – westliche –Weltanschauung. Kurz: Es geht um die Zerstörung der westlichen Welt. Mit einem Vertrag, einem Waffenstillstand oder gar einem Friedensschluss ist dabei nicht zu rechnen. Man tut gut daran, sich über die Auswirkungen zu informieren und auf die Entwicklung vorzubereiten.

Quelle:
www.kopp-verlag.de

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