Montag, 23. Januar 2012

Fremde Welten, alles andere als selten

Höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel – das Bild des Weltraums hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit weit mehr geändert als in Jahrhunderten zuvor, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Denn viele neue Entdeckungen haben vor allem »neue« Rätsel geschaffen. Doch abgesehen von großen kosmologischen Fragestellungen wird immerhin zunehmend auch klarer, dass Planetensysteme keine Seltenheit darstellen und auch fremde Welten manchmal gar nicht so fremdartig sein dürften. Nach aktuellen Ergebnissen gibt es wesentlich mehr Planeten als Sterne in unserer Galaxis. Und viele davon ähneln offenbar sogar unserer Erde.

Gegenwärtig konnten Astronomen mehrere hundert Exoplaneten »dingfest« machen, darunter exotische Riesenwelten, die in engen Bahnen um ihre Heimatsonne kreisen und daher vor Hitze kochen müssen. Sie waren überhaupt die ersten, weil am einfachsten detektierbaren, Planeten um andere Sterne. Doch die Verfeinerung der Technik holte auch zunehmend die kleineren und »gewöhnlicheren« Planeten aus der Dunkelheit – solche, die mehr und mehr der Erde entsprechen. Vor allem zwei Methoden führen zum Ziel: Die Suche nach charakteristischen Pendelbewegungen, die ein Stern vollführt, während er zusammen mit seinem – oder meist: seinen – Planeten um den gemeinsamen Systemschwerpunkt kreist. Die zweite Technik wurde als »Transitmethode« bekannt: Deckt sich die Bahnebene eines Exoplaneten mit der Verbindungslinie zur Erde, läuft er regelmäßig über die helle Oberfläche seines Sterns und erzeugt dabei eine relativ sehr kleine Finsternis. Dadurch verringert sich zeitweilig der Lichtfluss, und nach Berücksichtigung aller Fehlerquellen kann auf die Existenz eines Planeten geschlossen werden. Außerdem gibt es dann noch eine dritte Methode. Sie erfordert allerdings schon eine ganz besondere geometrische Konstellation, kann aber genau dort zum Erfolg führen, wo die anderen beiden Konzepte versagen. Der Trick: So genannte Mikrolinsen bringen Hintergrundsterne kurzzeitig zum Aufleuchten. Mikrolinsen können ebenfalls Sterne, aber auch deren Planeten sein. Ihre Schwerefelder lenken Lichtstrahlen ab, fokussieren sie genau wie optische Linsen und lassen Sterne kurzzeitig aufleuchten. So verraten extrem lichtschwache und somit zuvor unsichtbare Objekte ihre Anwesenheit.

Eine internationale Astronomengruppe hat sich dieser »Gravitationslinsen«-Methode bedient und nutzte hierzu ein weltweites Teleskopnetzwerk. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Die Methode hat wie gesagt den Vorteil, dass sie Planeten ans Licht bringen kann, die mit keiner anderen Technik auffindbar wären. Das funktioniert allerdings nur unter besonderen Umständen. Erst einmal braucht es eine geeignet positionierte ferne Sonne und dazu im Vordergrund, wieder in der richtigen Position, nicht nur einen Stern als gravitative Linse, sondern natürlich auch noch mindestens einen ihn umkreisenden Planeten. Der ist ja das eigentliche Ziel der Suche und liefert seinen winzigen, aber messbaren Beitrag zum Gesamtereignis, jenem gleich wieder vorübergehenden Aufflammen des weiter entfernten Sterns. Nur ist der kleine planetare Beitrag nicht leicht aus den Daten herauszufiltern.

Quelle und weiter...

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