Samstag, 18. Februar 2012

Geltung und Geld: Warum manche Leute einfach immer Glück haben

Wie kommt es, dass bei einigen Menschen finanziell alles rund läuft, während andere in diesen Dingen immer nur Pech haben? In jetzigen Tagen, wo man von kaum etwas anderem hört als von unfähigen oder betrügerischen Politikern, skrupellosen Bankern und Wirtschaftsstrategen, durch die wir »Kleinen« bluten müssen, mag sich wohl schon manch einer diese Frage gestellt haben. Doch nicht nur jetzt. Auch vor der Lehman-Pleite 2008, als wirtschaftlich noch eitel Sonnenschein herrschte, gab es schon nicht wenige, die wie die Löwen um ihr Geld ringen mussten und dennoch auf keinen grünen Zweig kamen. Auch da hatte diese Frage schon ihren Sinn.

Doch gibt es diese Diskrepanz zwischen Arm und Reich nicht nur in Zeiten von allgemeinem Wohlstand. Laut Berichten meines Vaters zum Beispiel, der sich von 1944 bis 1947 in französischer Kriegsgefangenschaft befand, herrschte in seinem Lager mit mehreren Tausend Insassen zeitweise ein derartiger Hunger, dass man sich von Gras ernährte, das man ausgerauft hatte. Wenn es zum Beispiel Erbseneintopf gab, hätten viele einen Teil der Erbsen herausgeklaubt, sie getrocknet und sie dann auf einem Zwirnfaden aufgereiht und sie, zum Schutz vor Diebstahl, wie eine Perlenkette um den Hals getragen. Nur um für Zeiten, wo es wieder weniger zu essen gab, vorgesorgt zu haben.

Trotzdem habe es immer einige gegeben, die sich nie solche Hamsterdepots anlegten. Egal wie groß der allgemeine Mangel war, hätten diese Burschen nicht einen Gedanken an die Essensbeschaffung verschwendet und auf unerklärliche Weise trotzdem immer genug gehabt, berichtete der Vater.

Die Liste solcher Beispiele lässt sich ad infinitum fortsetzen. Die einen erklären dieses Phänomen mit »Schwein gehabt« und halten es für Zufall. Früher hatte man keine andere Erklärung dafür, als dass dies der Wille Gottes sei, dessen Ratschluss sowieso niemand erforschen könne. Andere schimpften auf Gottes Ungerechtigkeit, wie zum Beispiel Woody Allen. Erbost darüber soll er einmal geäußert haben: »Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt. Doch wenn, dann hat er hoffentlich eine gute Entschuldigung.« Im Islam glaubt man an das »Kismet«, an ein von vorne herein festgeschriebenes Schicksal, das bestimmt, wer zu den Löwen und wer zu den Schafen gehört.

Im 19. Jahrhundert machte man allerdings Entdeckungen, durch die diese religiös geprägten Erklärungsversuche relativiert wurden. Um das Jahr 1830 herum machte der schottische Arzt James Braid seine bahnbrechenden Entdeckungen rund um die Hypnose und brachte ans Licht, welch eine Macht die Suggestion entwickeln kann. Ebenfalls im 19. Jahrhundert entdeckte der französische Apotheker Emile Coué die Macht der Autosuggestion und machte diese als Heilverfahren salonfähig. Die Macht des Positiven Denkens war entdeckt. Damit war ein kollektiver Prozess eingeleitet, der bis heute noch keinen Abschluss gefunden hat. Immer mehr öffnen sich die Menschen der Erkenntnis, dass wir es nicht mit einem sonnenweit entfernten »lieben Gott« zu tun haben, von dessen Launen unser Wohl und Wehe abhängt, sondern, dass diese mächtige Kraft in uns selbst wohnt, sich von unseren Gedanken lenken lässt, und dass wir selbst die Macht haben, diese Universalkraft dorthin zu schicken, wo wir sie brauchen.

Darauf aufbauend entwickelte sich eine ganze Therapieform, die Verhaltenstherapie in ihren verschiedensten Variationen. Heute werden die Prinzipien des Positiven Denkens lange nicht mehr ausschließlich im therapeutischen Bereich angewendet. Längst haben sie sich auch im Bereich der Unternehmensberatung als »Coaching« etabliert. Auch wenn es vordergründig scheint, als bestimmten Wirtschaftslenker und Politiker unser finanzielles Wohlergehen, gibt es bei genauerem Hinsehen dennoch subtilere  Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten, denen sich auch diese Machthaber beugen müssen.

Doch Misserfolge beim Positiven Denken gibt es auch. Wer sie leugnet, hat die Realität ausgeblendet. Genau so wie Gebete aus unergründeten Ursachen unerhört bleiben, geschieht es auch hier oft genug, dass positive Affirmationen, Fremdsuggestionen durch Hypnose, diverse Übungen aus Verhaltenstherapie, Coaching, Meditation sowie Mantras schlicht und einfach versagen; und dies oft genug ausgerechnet dort, wo man es am wenigsten gebrauchen kann.

So wie in der Religion hat man auch hier für dieses Phänomen des Versagens diverse Erklärungen gefunden. Doch nach wirklich erfolgssicheren Wegen, wie sich dieser Mangel pragmatisch beheben ließe, sucht man auch hier weitgehend vergebens. Das ist eine Tatsache, die ernst genommen sein will.  Aber leider gebietet der Mainstream derzeit, diese Tatsache totzuschweigen.

Wer hier als Therapeut mehr bewirken will, muss sich eigene Wege schlagen, wobei  er über weite Strecken ganz allein auf sich gestellt ist. Dabei kann man sehr einsam sein, aber dennoch gibt es – wenngleich immer noch vereinzelt – Menschen, die, immun gegen Unkenrufe der Besserwisser, unerschrocken nach echten, machbaren Lösungen forschen und auch Erfolg damit haben:

Peter (Name geändert) wohnt in einer dünn besiedelten Gegend im Südwesten Deutschlands.  Er führte ein kleines Unternehmen, in dem Grabsteine hergestellt und beschriftet werden. Da Peter diesen Betrieb bereits von seinem Vater übernommen hatte, handelte es sich um ein hervorragend eingesessenes Geschäft, bei dem undenkbar schien, dass es jemals zusammenbrechen könnte. Doch genau das geschah, und jedem war es unerklärlich. Niemand konnte nachvollziehen, wodurch Peters Kunden plötzlich ausblieben. Die Wirtschaftslage dieses Betriebes verschlechterte sich so krass, dass Peter zeitweise gezwungen war, Sozialhilfe in Anspruch zu nehmen. Die Möglichkeit der Privatinsolvenz gab es damals noch nicht. Peter war völlig ratlos.

Ausgerechnet in dieser Ratlosigkeit erlebte Peter jetzt das volle Versagen des Positiven Denkens, von dem er bis dahin sogar viel gehalten hatte. Unternehmensberater und Coachs zogen unverrichteter Dinge ab. Yoga- und Mantra-Übungen versagten ebenso wie herkömmliche christlich-religiöse Bemühungen. Peter befand sich in einer Stimmung, in der er den Glauben an den Herrgott fast verloren hätte. Aber der Schlüssel zur Lösung von Peters Problem fand sich ganz woanders.

Ob Zufall oder höhere Führung: Nachdem Peter seit diesem unerklärlichen Absturz Jahr für Jahr mehr schlecht als recht am Rande des Existenzminimums entlang geschrammt war, wurde im nahegelegenen Kreisstädtchen ein Vortrag über Reinkarnationstherapie angeboten. Der Referent war ein Therapeut, der sich selbst als Querdenker bezeichnete und keinen Hehl daraus machte, dass er mit seinen Ansichten und Thesen so ziemlich allein auf weiter Flur stünde.

Den Ausführungen des Referenten über Reinkarnationstherapie folgte Peter zwar mit Interesse, aber ohne gefühlsmäßig betroffen zu sein. Doch dann äußerte der Referent etwas, das Peter elektrisierte: »Es gibt weder Glück noch Pech noch Zufall und auch keine göttliche Missgunst. Jeder Schicksalsschlag, jedes Versagen von Positivem Denken oder Gebet hat seine konkrete Ursache, die mehr oder weniger tief im Unbewussten verborgen ist. Sie mag wohl in einem früheren Leben liegen, doch muss sie das nicht zwangsläufig.« Vor allem bestehe die eigentliche therapeutische Kunst darin, mit geringstmöglichem Aufwand auf erfolgssicherstem Weg dem Unterbewusstsein des Betroffenen die Informationen zu entlocken, die zur Lösung des jeweiligen Problems notwendig seien.

Bei diesem Mann ließ sich Peter auf eine Therapie ein. Es sollte sich zeigen, dass bei ihm keine Rückführung in ein früheres Leben erforderlich war, um zum Ziel zu kommen. Der Schlüssel fand sich vielmehr in einem Ereignis, bei dem Peter niemals auf die Idee gekommen wäre, es im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch seiner Existenzgrundlage zu sehen:

Peter hält sich im nahegelegenen Kreisstädtchen auf, wo er Verschiedenes zu erledigen hat. Unter anderem hat er beim Finanzamt einen Scheck für eine Steuernachzahlung in Höhe eines sechsstelligen DM-Betrages abzugeben. Anschließend begibt er sich auf seinen etwa 20 km langen Heimweg. Auf diesem Weg erlebt er eine Katastrophe. Erst hört er jenen ohrenbetäubenden typischen Doppelknall. Ein tieffliegendes Militärflugzeug hatte die Schallmauer durchbrochen. Als Nächstes sieht er eine Herde Pferde rennen. Dieser Knall hatte sie in Panik aus ihrer nahegelegenen Koppel ausbrechen lassen. Jetzt stürmen sie blind vor Angst auf die stark befahrene Straße, und dann passiert vor Peters Augen jener schwere Unfall. Mehrere Fahrzeuge sind darin verwickelt, es gibt viele Verletzte, darunter ein nur wenige Monate altes Baby. Ein Pferd ist so schwer verletzt, dass es auf der Stelle erschossen werden muss. Peter selbst ist nichts passiert, doch er ist im Schock wie gelähmt. --

Für diesen Schockzustand interessierte sich Peters Therapeut gezielt. Mithilfe des Assoziierenden Befragens brachte er ans Licht, welche verborgenen Gedanken und Gefühle in diesen Augenblicken durch Peters Gemüt gingen, und was sich davon in seinem Unterbewusstsein verankert hatte und unbemerkt wie ein verborgener Schwelbrand seine Wirkung tat. Ans Licht kamen Gedanken und Emotionen, die Peter in seinem Schockzustand gar nicht bei sich hatte wahrnehmen können.

Erst war es eine ungeheure Wut auf den Staat, dem er kurz zuvor beim Finanzamt noch einen sechsstelligen DM-Betrag in den Rachen werfen musste. Dann kamen Gedanken in wörtlicher Rede: »Und diese Schweine (gemeint war die Luftwaffe) finanziere ich auch noch mit meinen Steuern. Man sollte alles hinschmeißen und sich nur noch vom Staat ernähren lassen, statt Steuern zu zahlen.« Keine vier Wochen danach erlebte Peter seinen ersten Einbruch an Aufträgen und Umsatz, der sich ab da zu einer Pechsträhne auswuchs, die nunmehr schon Jahre andauerte.

Die Erklärung: Sobald sich ein Gedanke oder eine Vorstellung in unserem Unbewussten verankert hat, strebt unsere Schöpferkraft danach, sie zu verwirklichen. Dabei entwickelt sie eine Genialität, die jedes menschliche Verstehen übersteigt. Doch bei aller Genialität kann sie eines nicht: Unterscheiden zwischen Gut und Böse, zwischen Nachteil und Vorteil, zwischen Aufbauendem und Zerstörerischem. Diese Kraft in uns manifestiert sich so, dass man sie mit einem Auto vergleichen kann. Lenken wir nach links, fährt das Auto nach links, geben wir Gas, beschleunigt es, steigen wir in die Eisen, bleibt es stehen. Doch es weiß nicht, wann und ob es angebracht ist, nach links oder rechts zu fahren. Das zu entscheiden, obliegt dem Fahrer. Trifft dieser eine falsche Entscheidung, fährt das Auto ohne zu zögern in eine Katastrophe, wenn es so gelenkt wird. Dazu kann es sehr schnell kommen, wenn der Fahrer zum Beispiel am Steuer übermüdet ist oder gar ohnmächtig wird.

Dieselbe Konsequenz erleben wir bei den Manifestationen unserer Schöpferkraft. Was immer in uns und um uns herum geschieht oder nicht geschieht, ist die Folge unserer Gedanken und Emotionen, mit denen wir unserer Schöpferkraft die Richtung angegeben haben. In Schocksituationen, wie bei Peter, kann es ebenfalls zu Fehlsteuerungen kommen, wie bei einem Autofahrer, der am Steuer ohnmächtig wurde, mit den entsprechenden katastrophalen Folgen.

So war es bei Peter der Fall. In seinem Schock, zusammen mit der Wut des Hilflosen, lenkte er mit dem Gedanken »Man sollte alles hinschmeißen (...) statt Steuern zu zahlen« seine Schöpferkraft so, dass sich sein Einkommen so drastisch verringerte, dass er über Jahre hin keine Steuern zahlen musste.

Dass er damit Nachteile in Kauf nehmen musste, an denen er fast zerbrochen wäre, interessiert die Schöpferkraft nicht. Wenn sie einmal in solch eine selbstzerstörerische Bahn gelenkt ist, wird sie sich solange selbstzerstörerisch auswirken, bis diese Fehlsteuerung von dem Betroffenen selbst wieder aufgehoben wurde. Ist das im heutigen Leben nicht möglich, wird sich dieses Programm in einem Folgeleben wieder neu reaktivieren und sich entsprechend zerstörerisch wiederholen.

Das Aufheben solcher Boykotts ist an sich nicht schwierig, was sich wiederum am Beispiel Peter am besten aufzeigen lässt: In dem Augenblick, wo er sich, provoziert durch die assoziativen Fragen des Therapeuten, wieder an seine Gedanken und Gefühle in jener Schocksituation erinnerte und erkannte, was er sich damit eingebrockt hatte, verlor dieses unselige Programm seine Macht. Das bewies sich prompt im Alltag. Innerhalb weniger als einem halben Jahr hatten sich in Peters Unternehmen die Dinge so normalisiert, dass es wieder lief wie vor jenem Crash.

Die therapeutische Herausforderung liegt also in der Erforschung solcher Programme. Es ist wie bei einem verborgenen Schwelbrand. Hat man ihn erst einmal aufgedeckt, ist er schnell gelöscht. Das eigentlich Mühsame liegt im Auffinden. Es dürfte eine Tatsache sein, dass einer Unzahl von Menschen aus diversen unguten Lebenssituationen heraus geholfen werden könnte. Sowohl im Bereich Geld, als auch im Bereich Beziehungen und in der körperlichen Gesundheit. Vorausgesetzt, man findet die meist unbewussten Fehlsteuerungen.

Quelle:
www.kopp-verlag.de
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