Mittwoch, 19. Februar 2014

KenFM im Gespräch mit: Nino Schrepfer


Quelle: wwwKenFMde

Post an KenFM

„Sehr geehrter Herr Jebsen,
ich arbeite in einer Werbeagentur, die zu 90 Prozent Produkte von Monsanto bewirbt sowie in extrem dekadenter Weise Nahrungsmittel auf den Werbeträgern abbildet, die den Konsum unverhältnismäßig verherrlichen.

Ich bin seit 3 Jahren in der Werbebranche als Texter und Konzeptioner tätig, und ich habe erkannt, dass auch mein Job, mein Wissen und mein Können zum Negativen missbraucht werden können. Dennoch gibt es, selbst in der Werbebranche, Nischen, die ohne die Rüstungsindustrie, Gen-Food oder ähnlich Unmenschliches anzupreisen existieren können. Die gilt es zu finden.

Ich bekomme hier vielleicht mehr Geld als anderswo, dennoch steige ich aus. Ich habe selbst schon gemerkt, dass ich für Produkte, die von Monsanto stammen, weniger schöne Texte schreibe, als für Produkte, die auch ich kaufen würde.

Die Entscheidung fiel, als ich eine ältere Dame in der S-Bahn sah, die die „Genusswelt" von P**** bei sich hatte. Da spürte ich, dass ich nicht mehr dafür verantwortlich sein möchte, dass eine ältere Dame vermutlich darauf vetraut, was ich getextet habe. Und zudem noch ihren Enkeln in gutem Gewissen etwas zu essen gibt, dass nichts mehr mit Nahrung zu tun hat.

Warum ich Ihnen das mitteile?
Weil es sich richtig anfühlt. Weil ich es satt habe, allein gegen eine Mauer von Unwissenheit anzukämpfen. Und vielleicht auch, weil ich eine letzte Bestätigung brauche, dass meine Unterschrift unter meiner folgenden Kündigung nicht umsonst ist.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Engagement die Menschen aufmerksamer zu machen, Ihre Zeit und das Lesen meiner Nachricht.
Mit einem freundlichen Lächeln,
Nino Schrepfer"


Der Zweifel bietet dem Menschen die Möglichkeit, den eingeschlagenen Kurs zu überprüfen. „Ist das, was ich tue, wirklich in Ordnung, oder belüge ich mich selbst?" Nino Schrepfer, Werber aus München, stellte sich diese Frage im Dezember 2013 und kam zu der Antwort: Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

Als er es uns genehmigte, obige Mail zu veröffentlichen, wusste er, dass darauf seine Kündigung folgen würde. Er behielt recht, bereut diesen Schritt aber keineswegs. Wir haben Nino Schrepfer in München getroffen - einen Menschen der sich entschloss, nicht weiter einfach nur zu „funktionieren", sondern seinem Gewissen zu folgen. Bravo!

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