Freitag, 21. Juni 2013
KenFM Gastkommentar von Evelyn Hecht-Galinski :Gedanken zum Gedenken
Quelle: KenFM2008
Der Bundestag zelebrierte am 13. und 14. Juni großes Theater. Beginnen wir mit dem "guten Tag" für Erika Steinbach, der Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, BdV, die sich zufrieden zeigte über das künftige Datum des 20. Juni als Gedenktag an die Flucht und Vertreibung von etwa 12 Millionen Deutschen aus ehemaligen Siedlungs- und Reichsgebieten der Vorkriegszeit. So der Beschluss des Bundestages zur Erweiterung des Weltflüchtlingstages.
Eigentlich hatte Steinbach den 4. August, den Tag der Charta der Heimatvertriebenen, im Sinn gehabt, einer Charta, die nur das Leid der deutschen Vertriebenen sieht und Unterschriften von vielen ehemaligen Nazis, SS-Leuten und Generälen der ehemaligen Wehrmacht trägt. Eine Charta, die weder die Vernichtung der Juden, noch die Massenver-brechen - begangen von Deutschen an Polen und Russen - erwähnt. Dazu passend erscheint mir Steinbachs Bezug zur Vertreibung. Ist sie wirklich eine Vertriebene und nicht viel mehr eine Getriebene? Waren ihre Eltern nicht nach der Annexion im Zweiten Weltkrieg aus dem Westen Deutschlands in ihren Geburtsort "Reichsgau Danzig-Westpreußen" gezogen? Zeigt das nicht, wie zynisch dann der ständigen Hinweis auf "Verzicht auf Rache" der Vertriebenen-Funktionäre und ihrer Gefolgsleute eigentlich ist?
"Verleugnung und Verdrängung, wäre der richtige Name für das Zentrum "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" das jetzt gebaut und 2016 eingeweiht werden soll. Der Geschichtsdeutung und Klitterung vieler "Heimatvertriebener" wird mit diesem Zentrum ein Denkmal gesetzt. Auch wenn dieses Zentrum angeblich jetzt mehr die Perspektiven der Flucht und Vertreibung in Europa berücksichtigen will, bleibt ein "brauner" Duft. Auch diesmal, wurde übrigens, wie auch schon in der oben erwähnten Bundestagsdebatte, keinerlei Bezug auf die Vertreibung und Enteignung der Palästinenser, also der Nakba durch den 1948 neu gegründeten jüdischen Staat, genommen.
Bei Erika Steinbach erscheint mir das mehr als nachvollziehbar. War sie nicht von 1987 bis 1997 Schirmherrin der Frankfurter Gruppe der Women`s International Zionist Organisation (WIZO) und ist außerdem - und das seit 1985 - Mitglied in der Deutsch Israelischen Gesellschaft? Diese Frau die auch 1991 gegen die Anerkennung der Oder-Neiße Grenze stimmte, ist im Ehrenamtlichen Rat des Komitees des Gedenk- und Versöhnungsbundes Auschwitz vertreten! Sie hat auch einen besonderen Fan, nämlich den großen Freund Israels, und Verfechter der These "Nicht die Migration, sondern der Islam ist das Problem", Ralph Giordano, der sie 2009 gegen den Vorwurf eine Revanchistin zu sein verteidigte und ihren Kritikern eine Rufmordkampagne vorwarf. Frau Steinbach, nicht die sogenannten Heimatvertriebenen, haben das "kulturelle Fluchtgepäck, dass was im Kopf und im Herzen aus der Heimat mitgebracht wurde", nein, sie haben eine Tradition der Verdrehung und Verdrängung mitgebracht. Warum hat man weder in der Bundestagsdebatte, noch in dem geplanten Zentrum für Vertreibung der Palästinenser und deren Vertreibung gedacht? Sind nicht sie, die Palästinenser, im Gegensatz zu den deutschen Vertriebenen die wirklich unschuldigen Opfer des Holocaust, unter dessen Folge sie bis zum heutigen Tag zu leiden haben?
Gleichzeitig ist Steinbach Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Menschenrechte und humanitäre Hilfe" der CDU/CSU Bundestagsfraktion. Ist es nicht an der Zeit zu fragen, ob es bis heute gerechtfertigt ist, Millionen von Steuergeldern zu vergeuden, um eine "Berufsfolkore" und deren mehr als anrüchige Geschichtsdeutung des BdV zu sponsern?
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?...
(2) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?...
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin, Autorin und Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Mann Benjamin Hecht lebt.
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro.
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