Montag, 26. Dezember 2011

Sonnenwind erstickt Merkurs Magnetfeld

 (Quelle: NASA/APL)


Das Magnetfeld vom Planeten Merkur müsste eigentlich vor Kraft strotzen. Doch tatsächlich ist es sehr schwach. In Simulationen kommen deutsche Forscher dem Phänomen nun auf die Spur. Sie glauben einen strahlenden Widersacher gefunden zu haben.

Seit Jahren stehen Astronomen vor einem Rätsel: Obwohl der Merkur ein ähnlich starkes Magnetfeld wie die Erde haben müsste, zeigten Erkundungen mit Raumsonden, dass es nahezu 150-mal schwächer ist.

Nun haben Forscher in einer Computersimulation ermittelt, woran das liegt. Schuld könnte demnach der Sonnenwind sein. Er umgibt das Magnetfeld des Planeten - und erstickt es förmlich.

Merkur bekommt Teilchen besonders stark zu spüren


Als einziger Gesteinsplanet des Sonnensystems neben der Erde besitzt Merkur ein globales Magnetfeld, das ebenfalls durch einen Dynamo im Innern des Planeten entsteht. Doch warum ist davon nur so wenig zu merken? Forscher von der Technischen Universität Braunschweig und dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung glauben nun, eine Lösung gefunden zu haben, wie sie im US-Fachblatt "Science" berichten.

"Der Merkur steht mit dem ihn umgebenden Sonnenwind in einer engen Wechselwirkung", erklärt Daniel Heyner von der Technischen Universität Braunschweig. Der Sonnenwind ist ein beständiger Strom elektrisch geladener Teilchen von der Sonne. Merkur ist nur rund ein Drittel so weit von der Sonne entfernt wie die Erde und bekommt ihn daher besonders stark zu spüren.

Die Dynamoregion tief im Innern des Merkurs ist - wie auf der Hand liegt - nicht für direkte Beobachtungen zugänglich. Um das Phänomen also zu erklären, testeten die Forscher verschiedene komplizierte alternative Dynamomechanismen im Computermodell. Alle diese Modelle ließen jedoch das Feld der äußeren Magnetosphäre außer Acht.

Magnetfeld wird stark zusammengepresst

Am plausibelsten erwies sich schließlich folgendes Szenario: Der Sonnenwind drückt das Magnetfeld des Planeten so stark zusammen, dass es kaum aus der Oberfläche herausragt. Dadurch liegt die sogenannte Magnetopause, wo der Einflussbereich des Merkur-Magnetfelds endet, dicht über der Oberfläche des Planeten. Dort fließen durch den Sonnenwind starke elektrische Ströme, die wiederum ein eigenes Magnetfeld erzeugen. Es ist dem planeteneigenen entgegengerichtet und schwächt es damit ab, erstickt es beinahe.

Ob das auch der Realität entspricht, hoffen die Forscher bald herauszufinden. Sie erwarten mit Spannung Magnetfeldmessungen vom Merkur von der NASA-Sonde "Messenger". Mit der europäisch-japanischen Raumsonde "BepiColombo" wollen sie dann ab 2020 gezielt das Magnetfeld des Planeten erkunden - und ihre Theorie weiter prüfen.

Quelle: t-online.de