Die Union plant seit gestern eine Demografie-Steuer. Und eine gesteuerte Zuwanderung. Weil die Deutschen nämlich aussterben. Weil auch Europas Lebenssaft versiegt. Das scheint also tatsächlich auch schon bei den Politikern angekommen zu sein. Oder wissen sie es längst und wollten bislang nichts dagegen unternehmen? Wer glaubt, mit diesen irrationalen Ideen das Übel noch abwenden zu können, der irrt sich allerdings. Es ist ein letzter, überflüssiger Verzweiflungsakt unserer »Regierungs-Elite«, bevor der Karren gegen die Wand fährt.
Als ich 2007 in der berühmten Kerner-Sendung sagte, dass Deutschland dringend etwas gegen die Überalterung und das Aussterben unternehmen müsse, da antwortete Moderator Johannes B. Kerner erstaunt, dass es doch schließlich noch genügend Chinesen gebe. Als ich vor einigen Monaten in einer österreichischen Talk-Sendung dasselbe sagte, warf mir eine in Kamerun geborene Wienerin Rassismus vor: Schließlich könnten ihre in Kamerun geborenen Kinder doch das Land übernehmen, oder seien sie etwa schlechter?
Dass an allen Aussagen Richtiges ist, stimmt. Vor allem bergen sie Inhalte, die heutzutage politisch korrekt sind. Deswegen nicken alle übrigen Anwesenden auch immer andächtig, wenn solche Sätze fallen. Da kann man nämlich nichts falsch machen. Politisch völlig unkorrekt ist es hingegen, wenn man die eigenen Wurzeln bewahren und schützen möchte. Was die derzeitigen Regierungs- und Medienmacher in dieser Sachlage völlig zu übersehen scheinen, ist der Umstand, dass der größte Teil der Bürger Deutschlands und Europas genau dies tun will: Die meisten Menschen möchten ihre Identität, ihre Kultur, ihre Tradition, Sprache und Währung noch hüten und absichern. Das geht unter anderem eindeutig aus dieser Friedrich-Ebert-Stiftungs-Studie 2011 hervor. Doch die Mehrheit der Europäer steckt in der Klemme: Ihre Meinung ist nicht die Meinung der mächtigen Entscheider.
Nun zurück zu den aktuellen Vorschlägen der Union, zur »Demografie-Strategie«, wie Kanzlerin Merkel das Projekt tatkräftig nennt. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat jetzt also diese Projektgruppe gegründet. Die Idee: Jeder Deutsche soll vom 25. Lebensjahr an in eine Kapitalreserve einzahlen, auf einkommensabhängiger Basis. Unionsfraktionsvize Günter Krings, der die Arbeitsgruppe anführt: »Wir müssen jetzt für die Zeit ab 2030 vorsorgen, wenn die Babyboomer der 50er- und 60er-Jahre im Ruhestand sind und für sie mehr Gesundheits- und Pflegekosten entstehen«.
Ah, ja. Was wollen sie den jungen Leuten, die immer weniger werden, eigentlich noch alles auf die Schultern laden, diese Politikerinnen und Politiker? Tonnen von Versagen und Unfähigkeit dieser Leute sind es, die jetzt schon schwer auf den jungen Menschen lasten, Milliarden- beziehungsweise Billionenschulden alleine durch verantwortungslose »EU-Rettungsversuche«.
In einem Artikel heißt es heute ganz richtig: »Deutschland schrumpft. Viele Landstriche im Osten veröden. Die Wirtschaft sucht vergeblich Fachkräfte«. Auch in den Heimen herrsche Pflegenotstand. Und bei den Sozialkassen drohten Erhöhungen der Beiträge. »Dies sind die düsteren Bilder, die gemeinhin mit dem demografischen Wandel, der dem Land bevorsteht, verknüpft werden. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel will nicht tatenlos zusehen, wie die Alterung der Gesellschaft den hiesigen Wohlstand vernichtet«.
Die gute Mutter Merkel. Wie besorgt sie doch ist. Doch dieser blinde Aktionismus kommt viel zu spät. Und er ist nicht ehrlich gemeint. Jahrzehntelang wurde hierzulande die Freude an Kindern, an einer Familie, politisch zerschlagen. Nichts davon ist im politischen Bewusstsein noch übrig. Dafür gelten Emanzipation, Feminismus, Antibabypille, Abtreibung, die Unabhängigkeit der Frau vom Mann inklusive Erwerbstätigkeit rund um die Uhr etwas. Männer sollten am liebsten zu Weicheiern gemacht werden, Kinder, sobald geboren, in der Krippe fremdbetreut werden. Wer ein solches Anti-Familienbild zeichnet, wo eine Schwangerschaft keine Freude mehr auslöst, sondern damit schon die ersten Probleme diskutiert werden, der hat systematisch eine Gesellschaft des Sterbens geschaffen.
Der deutsch-amerikanische Sozialpsychologe und Philosoph Erich Fromm fragte schon in den sechziger Jahren: »Wie kommt es, dass Menschen, die doch vieles haben, wofür es sich zu leben lohnt, oder die doch wenigstens diesen Anschein erwecken, nüchtern die Vernichtung alles dessen erwägen?« Es gebe viele Antworten auf diese Fragen, doch gebe es keine befriedigende Erklärung – außer der einen: »Dass die Menschen deshalb die totale Vernichtung nicht fürchten, weil sie das Leben nicht lieben; oder weil sie dem Leben gleichgültig gegenüber stehen oder sogar, weil sich viele vom Toten angezogen fühlen.«
Der Schweizer Autor und Dichter Armin Risi schreibt in seinem Buch Machtwechsel auf der Erde: »Warnungen, Prophezeiungen, deutliche Zeichen. Dennoch ändert die moderne Zivilisation ihren Titanic-Kurs nicht. Wer hält daran fest, die Regierungen oder das Volk? Oder sitzen beide im selben Boot? Warum gibt es unheilvolle Dinge, die niemand will und die dennoch geschehen?«
Die aktuelle Frage, die man unseren deutschen und europäischen Politikern stellen sollte, geht so: Wofür schafft ihr überhaupt noch eine generalstabsmäßig geplante europäische Zentralregierung, wenn schon bald keiner mehr da ist, der regiert werden kann? Leere Pläne, sinnlose Beschlüsse, ein einziger Blick über den Tellerrand hinaus reicht, um nur noch mitleidig zu lächeln.
Der ehemalige und noch heute hochgelobte Bundeskanzler Konrad Adenauer lag völlig falsch, als er 1957 erklärte: »Kinder kriegen die Leute sowieso«. Genau anders herum wird ein Schuh daraus: Kinder wollen ersehnt und geliebt werden. Und nicht als Problem abgestempelt und weggegeben werden. Eine Gesellschaft, die letzteres präferiert, signalisiert deutlich: Ihr seid unerwünscht bei uns, überflüssig, wir brauchen euch eigentlich gar nicht, weil ihr stört.
Man braucht weder studiert noch wissenschaftliche Studien ausgewertet zu haben, um die Antwort auf alle diese Fragen und Bemühungen zu finden, denn sie ist ganz einfach: Wir haben uns längst aufgegeben. Eine Rückfahrkarte aus dieser von politisch korrekten Politikern und Journalisten jeglicher Couleur angerichteten Verwirrung gibt es nicht mehr. Wir sind bereits zu weit gegangen. Da nützt weder eine Demografie-Strategie, noch die »gesteuerte Zuwanderung«. Deutschland hat fertig, Europa auch.
Wie heißt es: Die Hoffnung stirbt zuletzt? Bei manchen hat dieser Prozess schon eingesetzt.
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