Sonntag, 17. Februar 2013

Erste Erkenntnisse zur Meteoritenexplosion über Russland: Detonation entsprach der Sprengkraft von 20 Hiroshima-Bomben

Redaktion
Russische Wissenschaftler, die die Meteoritenexplosion und den anschließenden Meteoritenschauer im Ural untersuchen, haben erste Erkenntnisse über das Himmelsereignis vorgelegt, das in der Region für Verwüstung gesorgt hat. Von der NASA hieß es unterdessen, die Stärke der Druckwelle der Explosion habe einer Detonation von 300 Kilotonnen TNT-Äquivalent entsprochen.

Bei dem Meteoriten handelte es sich nach Angaben der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN) um einen einzelnen Boliden mit einem Gewicht von etwa zehn Tonnen. Als Bolide (oder auch »Feuerkugel«) wird ein großer Meteor bezeichnet, der in der Regel in den
unteren Schichten der Atmosphäre explodiert. Anders als ein Meteoritenschauer können Boliden nach Ansicht von Wissenschaftlern sehr gefährlich sein.

Der Feuerball von Tscheljabinsk trat mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Sekunde in die Atmosphäre ein. Er hatte einen Durchmesser von mehreren Metern und zerbarst dann in einer Höhe von 30 bis 50 Kilometern in zahllose kleinere und kleinste Stücke, erläuterte die RAN.

Drei weitere aufeinanderfolgende Explosionen erschütterten im Folgenden den Meteoriten. Große Bruchstücke, die sich mit hoher Geschwindigkeit fortbewegten, erzeugten dann die weithin sichtbaren Lichtblitze und eine starke Druckwelle, wobei die freigesetzte Energie zum großen Teil in einer Höhe von fünf bis 15 Kilometern über dem Erdboden von der Atmosphäre absorbiert wurde.

Nach Schätzungen der NASA entsprach die freigesetzte Energie einer Explosion mit einer Sprengkraft von 300 Kilotonnen TNT-Äquivalent, erklärte Bill Cooke, Leiter der Meteoriten-Abteilung des Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville im US-Bundesstaat Alabama.

Die Druckwelle der Explosion breitete sich innerhalb weniger Minuten bis zum Boden aus und verursachte dort schwere Verwüstungen und löste Panik aus. Die meisten kleineren Bruchstücke des Meteoriten verglühten zwar während ihres Falls, aber die verbleibenden Teile gingen als Meteoritenschauer auf die Region nieder. Sie vergrößerten die Schäden noch und sorgten für weitere Verletzungen unter den Bewohnern.

Die tatsächliche Stärke der Explosion ist noch umstritten. Einige Wissenschaftler beziffern sie mit 0,1 Kilotonnen, während andere, jeweils in Abhängigkeit von der von ihnen gemessenen Höhe der Explosion, von einer Stärke von bis zu 300 Kilotonnen ausgehen. Zudem liegen widersprüchliche Berichte zur Flugbahn der herabfallenden Objekte vor.

Die Verbrennungsrückstände werden nicht lange in der Atmosphäre verbleiben, sondern bald auf die Erdoberfläche herabsinken und sich dort ablagern, sagten russische Wissenschaftler. Der Meteorit habe offenbar keine wesentliche Schadstoffbelastung ausgelöst, aber seine genaue Zusammensetzung lasse sich erst nach der Untersuchung der Fragmente feststellen, fügten sie hinzu. Bisher haben sowohl die RAN als auch der Katastrophenschutz die Gefahr einer radioaktiven Verschmutzung verneint.

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos räumte zuvor ein, sie habe den Meteoriten, der in der Nähe von Tscheljabinsk niederging, nicht wahrgenommen. »Unseren Bodeneinrichtungen sowie auch anderen Beobachtungsstationen ist dieser Himmelskörper entgangen«, erklärte ein Sprecher der Behörde. Auch Astronomen auf der ganzen Welt haben die Annäherung dieses Objekts nicht bemerkt und bemühen sich nun nach Bekanntwerden der Ereignisse, anhand der Auswertung von Satellitenbildern die genaue Flugbahn nachzuvollziehen. »Man kann Objekte dieser Größe frühestens einen oder zwei Tage vor ihrem Eintreten in die Atmosphäre entdecken«, sagte Timothy Spahr vom Zentrum für Kleinplaneten in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Nature.

Trotz der relativ geringen Größe des Meteoriten meinen einige, die Stärke seiner Explosion lasse sich mit der einer Atombombe vergleichen. Die kanadische Astronomin Margaret Campbell-Brown vertritt die Ansicht, die Explosion und die anschließende Druckwelle könnten stärker als die des jüngsten nordkoreanischen Atomtests gewesen sein. Unter Berücksichtigung der Daten zweier Infraschall-Messstationen aus der Nähe der Einschlagsortes errechnete sie einen Durchmesser des Meteoriten von 15 Metern und eine Masse von etwa 40 Tonnen. Wenn die Berechnungen stimmen, »handelt es sich hier um das größte Objekt, das nach Tunguska nachweislich die Erde erreicht hat«, erklärte Campbell-Brown gegenüber Nature.

Die meisten Wissenschaftler in Russland und anderswo gehen nicht von einer Verbindung zwischen dem Boliden in Tscheljabinsk und dem Asteroiden 2012 DA14 aus, der ebenfalls am Freitag nur Stunden später die Erde in einer Entfernung von nur 28.000 Kilometern passierte.

Quelle: 
www.kopp-verlag.de

1 Kommentar:

Edwin hat gesagt…

noch die neuesten tagesenergien: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=q7F_s_Obs74#!