[Eine
theosophische Kritik an Rudolf Steiner]
von
H. T. Edge, B. A. Cantab.
[Nachdruck
aus: „Universale Bruderschaft, Blätter für Lebensweisheit und
Lebenskunst. Gewidmet der Bruderschaft der Menschheit und der
Theosophischen Bewegung unter der Führerschaft von Katherine
Tingley, Point Loma, Californien.“ Nürnberg, J. Th. Heller, 9.
Jg., April 1910, S. 30-31. Henry T. Edge gehörte zu den persönlichen
Schülern von Helena P. Blavatsky, vgl.
Collected Writings, Vol. XII, p. 499:
http://www.katinkahesselink.net/blavatsky/articles/v12/y1890_052.htm]
Henry T. Edge (1867-1946) |
Die
Lehren der Theosophie sind vom Anbeginne an deutlich dargelegt
worden, und selbst von einem Forscher, welcher sich hiermit nur
gelegentlich befaßt, wird ersehen, daß sie die anmaßenden
Behauptungen der Astralforscher gänzlich widerlegen. Denn das
allerwesentlichste, das, worauf es ankommt, ist die Teilung der
menschlichen Natur in die Höhere Dreiheit, die Triade, und in die
niedere Vierheit. Folgendes zeigt die Einteilung:
DIE
HÖHERE DREIHEIT (TRIADE)
der
Geist, oder A t m â,
die
spirituelle Seele, oder B u d d h i,
die
menschliche Seele, oder M a n a s.
DIE
NIEDERE VIERHEIT
Die
tierische Seele, oder K â m a R û p a,
die
Lebenskraft, oder P r â n a,
der
Astralkörper, oder L i n g a - S h a r i r a,
der
physische Körper, oder S t h u l a - S h a r i r a.
Manas,
in dem Menschen von heute, bewegt sich zwischen Kâma Rûpa und
Buddhi und wird so zum Schlachtfeld eines beständigen Kampfes
zwischen der Höheren und der niederen Natur, der im Sieg des Höheren
über das Niedere seinen Ausgang findet, wodurch der Mensch, wenn er
seine niederen Fakultäten durch das Gemüt beherrscht, welches mit
seinem göttlichen Gegenstück, der geistigen Seele (Buddhi), eins
ist, zu einem vollkommenen Wesen wird. Dies ist kein Dogma, sondern
es ist die Lehre der Göttlichen Mysterien während aller Zeitalter
im Hinweis auf die vorhandenen Lehren, wie in den Theosophischen
Schriften, unter denen sich die Lehren Jesu Christi in den Evangelien
befinden, gezeigt wird.
Aus
der oben gebrachten Zusammenstellung kann ersehen werden, daß der
Astralkörper der niederen Vierheit angehört, und daß bei ihm
nichts Spirituelles zu finden ist. Er stellt nur das feinere Gefüge
dar, aus dem der Körper gebildet ist, er repräsentiert den Träger
des Lebensprinzipes und ist der Sitz der Sinne. Die Tiere besitzen
ihn ebenso wie der Mensch. An der Spitze der niederen Vierheit steht
Kâma Rûpa, das Wunschprinzip, welches die tierische Natur antreibt.
Diese ist, solange sie nicht von der spirituellen Natur besiegt
worden ist, des Menschen großer Widersacher. In den Tieren betätigt
sie sich auf natürliche Weise, da die Tiere nicht im Besitze des
menschlichen Intellektes sind; im Menschen jedoch versucht sie
beständig, sich die Kraft des Intellektes unterwürfig zu machen,
und so wird der Mensch, dessen Intellekt auf solche Weise durch die
Begierde beherrscht wird, zu einem Dämon. Der erste Schritt im
gesamten Okkultismus besteht deshalb darin, die tierische Begierde zu
bemeistern. Jeglicher Versuch, die astralen Fakultäten zu
entwickeln, ohne zuvor die Begierde bemeistert zu haben, hat
natürlich zur Folge, den Experimentator für die Impulse der
Begierde noch empfänglicher zu machen und auch die Kraft der Impulse
zu verstärken. Dies ist der Grund für den Schiffbruch vieler; um
nun die Menschen hiervor zu bewahren, haben H. P. Blavatsky und ihre
Nachfolger stets so nachdrücklich auf der Forderung bestanden, die
astralen Dinge beiseite zu lassen, bis der spirituelle Wille
entwickelt ist.
Dr. Rudolf Steiner (1861-1925) |
Es
hat jedoch stets Leute, die sich Theosophen nannten, gegeben, welche
an das Interesse und an die Neugierde oberflächlicher Naturen
appellierten, indem sie vorgaben, bequeme Mittel, um Kräfte zur
Selbstentwicklung zu erlangen, zeigen zu können. Indem sie die
schlichten Lehren der Theosophie unbeachtet ließen und den überaus
klaren Weisungen und Warnungen der Lehrer der Theosophie direkt
entgegenarbeiteten, haben sie den Theosophischen Lehren einige der
Ausdrücke entnommen und sie für ihre eigenen Zwecke verdreht. Diese
ihre Lehren besitzen nichts in sich, das sie Menschen mit Empfinden
empfehlen könnten, im Gegenteil, sie führen die Unwissenden und
Schwachen, welche unsere Hilfe benötigen, nur irre.
Ein
Herr Dr. Steiner hat in Schweden Vorträge gehalten, und es wird von
ihm berichtet, daß er in denselben die eben gekennzeichneten
Praktiken behandelt hat. Es ist gut, erklären zu können, daß Herr
Dr. Steiner mit der Universalen Bruderschaft und Theosophischen
Gesellschaft, deren offizielles Haupt Frau Katherine Tingley ist,
und welche die ursprünglichen Grundsätze der Theosophie, wie sie
von H. P. Blavatsky und William Q. Judge verkündet wurden, lehrt, in
keinerlei Beziehung steht; es scheint jedoch, daß er einem
(sogenannten) theosophischen Kultus angehört, der gewisse Lehren
verbreitet, welche von H. P. Blavatsky und von der Universalen
Bruderschaft und Theosophischen Gesellschaft nicht gutgeheißen
werden. Ein Hinweis auf die Vorträge des erwähnten Herrn wird dies
illustrieren.
Es
wird berichtet, daß er erklärt hat, die inneren Sinne hätten ihren
Sitz im physischen Körper, und der Astralkörper sei die wirkliche
spirituelle Wesenheit. Welch eine Verdrehung ist dies! Die Höhere
Dreiheit wird vollständig ignoriert, selbst dem Kâma Rûpa wird
vorsichtigerweise ausgewichen, und es möchte scheinen, als ob guter
Grund vorhanden ist, warum dies geschieht, denn gerade dieser Kâma
Rûpa ist es, welcher das treibende Prinzip darstellt; er ist das
Ich, das wesentliche Selbst solch einer Philosophie. Man
beachte die oben gegebene Einteilung der menschlichen Natur.
Wie
weiter berichtet wird, gibt benannter Herr mannigfaltige Weisungen
zur Entwicklung dieses Astral , oder wie er ihn nennt,
spirituellen Körpers. Zu diesem Zwecke soll man über ein mit
roten Rosen geziertes, schwarzes Kreuz meditieren. Dies sind die
Farben des Teufels, das ist gewiß! Schwarz ist die Farbe der
Finsternis und Unwissenheit, rot die Farbe der Leidenschaft. Das
Kreuz ohne den krönenden Kreis ist das Sinnbild der Erde, der
Materie, der niederen Vierheit. Und über dieses Symbol soll, wie es
scheint, meditiert werden, das Licht wird kommen und die inneren
Sinne werden entwickelt! Ohne Zweifel wird es Einfältige geben, die
diesen Weisungen blind gehorchen, aus keinem besseren Grunde als dem,
weil dieser Mann es eben gesagt hat, ohne daß sie sich, hinsichtlich
seiner Autorität, seiner Fähigkeit oder seiner Motive Rechenschaft
geben.
Man
lasse sie über ihr schwarzes Kreuz mit roten Rosen meditieren,
wenn sie nichts Besseres finden können, was eines Mannes oder einer
Frau würdig ist, um die freie Zeit auszufüllen; auf alle Fälle
werden sie die Doktoren, wenn nicht die Irrenhäuser, mit Arbeit
versehen. Die Beherrschung des Astralen, fügt der Vortragende, wie
berichtet wird, hinzu, ist von größter Wichtigkeit. Recht so, aber
ist dies die Methode, sie zu erlangen? Auf keinen Fall; denn wisse,
dies ist das Verfahren, um dem Astralen die Herrschaft über dich
erlangen zu lassen. Bist du, der du dies versuchest, vollkommen
deiner gewiß, daß du rein und widerstandsfähig genug bist, um den
subtilen und mächtigen Versuchungen zu trotzen, die denjenigen,
dessen astrale Sinne erweckt wurden, bestürmen? Wahrscheinlich hast
du bereits kleine Schwächen, die dich gewöhnlich beherrschen.
Möchtest du der Liste deiner Schwächen noch die Besessenheit
hinzufügen? Wenn dem so ist, dann könnte man dir zum Herbeiführen
derselben keine besseren Anweisungen geben. Eine merkwürdige
Behauptung, die man diesem Redner zuschreibt, ist die, die Pflanze
stehe höher als der Mensch, deswegen, weil sie leidenschaftslos und
rein sei. Vom Menschen hat er keine hohe Meinung! Er stellt seine
Zuhörer unter die bescheidene Kartoffel. Er mag seine eigenen
Erfahrungen gemacht haben, seinen Sarkasmus sollte er jedoch für
sich behalten.
Das
niedere Mit-sich-selbst-beschäftigen und die zur Selbstentwicklung
dienenden Praktiken sind für einen mit gesundem Gemüt begabten
Menschen, der nach Wissen strebt, im hohen Grade schädigend.
Möge
man die Meditation über schwarze Kreuze und rote Rosen bleiben
lassen und die in jedem Menschen ruhende Göttlichkeit finden.
_______
Wie
wir alle anerkennen müssen, besteht der Zweck der Evolution für den
Menschen darin, ihn zum völligen Verständnis des Universums in
seiner ganzen Ausdehnung zu führen und ihn die Herrlichkeit
desselben als Freude empfinden zu lassen. Nach den Lehren der
Theosophie jedoch kann dies nur dann geschehen, wenn er eins geworden
ist mit dem Höheren Selbst, der göttlichen Seele, welche hinter
unseren, von einander getrennten menschlichen Persönlichkeiten
steht, jener göttlichen Seele, welche der Christus ist, der wahre
Weinstock, von dem wir die Reben sind. Um diesen gottähnlichen
Zustand zu erreichen, müssen wir den Wall der Selbstsucht
niederreißen, welcher uns von einander trennt; wir müssen unsere
persönlichen Interessen in denen der Gesamtheit aufgehen lassen und
bewußt die Einheit der Rasse empfinden wir müssen erkennen, daß
Bruderschaft eine Tatsache in der Natur ist, kein bloßes Gefühl
oder ein eitler Wahn untätiger Träumer . . . . .
Diejenigen,
welche zu erkennen beginnen, daß das offene Tor zu allen Kräften
der Seele durch eine tätige, selbstlose Ergebenheit für die
Interessen der Menschheit gebildet wird, diejenigen, welche das
Verlorene suchen, sie alle werden in der Theosophischen Arbeit eine
gewisse spirituelle Kameradschaft in reicher, überfließender Fülle
finden, die durch nichts ersetzt werden kann . . . . .
Theosophisches
Handbuch, V. Band.
2 Kommentare:
sehr kompliziert , und sehr komplizierte sachen kommen darin vor .
falls es also so ist wie die (überwesen) es beschreiben , dann will ich doch noch mal erinnern , das es nur durch den sohn zum vater geht und nur der sohn , sprich jesus christus , kann diese wandlund ausführen , und ohne viel zu philosopieren , und derbe namen zu gebrauchen , die keiner jeh gehört hat und vl auch nie hören will , verliere deinen glauben nicht , vertraue jesus christus , und gehe ihm nach , diese beschreibung finde ich viel besser, einfacher logischer , und in meinem geiste entsteht nicht das gefühl , da drehen banausen wieder am glauben rum , einer nach links der andere nach rechts ... einfach hamma
Statt von Atma und Buddhi kann man natürlich auch von Vater und Sohn sprechen. Man kann zu Buddhi auch Jesus Christus sagen, wenn es einem gefällt, vorausgesetzt, man nimmt solche Personifikationen kosmischer Prinzipien und Kräfte nicht wörtlich und macht einen Aberglauben daraus, wie es leider viele Christen tun, im Gegensatz zu den Urchristen. Glauben ist gut, aber Wissen ist noch besser. Schließlich lassen die Bibelredakteure ihren Helden auch von pistis reden - was Wissen bei den alten Griechen bedeutete und erst die Christen es in Gluaben, und in blinden Glauben, herabgewürdigt haben. Man fragt sich, warum viele Christen solch eine Angst davor haben, wenn zu ihrem Glauben noch das Wissen käme.
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