Donnerstag, 13. September 2012

Beschneidung durch die Bibel selbst widerlegt

Was soll beschnitten werden, der Körper oder die Seele?
Eine theosophische Antwort

 


Daß es mit dem Beschneiden etwas Geistiges auf sich hat, geht u.a. aus Jeremia 6,10 hervor: "Ach, mit wem soll ich doch reden und zeugen? Daß doch jemand hören wollte! Aber ihre Ohren sind unbeschnitten; sie können's nicht hören. Siehe, sie halten des HERRN Wort für einen Spott und wollen es nicht."

Die Schüler (die bei Jeremia gebrauchten Begriffe Weinstock und Israel beziehen sich esoterisch auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis der heidnischen Mysterienschule) können also die göttliche Stimme (ihr Höheres Selbst) nicht hören, weil ihre Ohren unbeschnitten sind, d.h. sie sind sinnlich, haben ihr Bewußtseinszentrum (die Mitte, das Herz) nicht im Göttlichen, sondern im Weltlichen. Nur wer sich von der Welt (Anhaftungen) und ihren Sünden lossagt (tugendhaft lebt), wer vom Niederen (innerhalb der siebenfältigen Konstitution) beschnitten ist, kommt in das Himmelreich (Nirvana, zum Göttlichen).
Ziemlich albern, in der Toten-Buchstaben-Lesart den Sinn solcher Gleichnisse in die materielle Welt hinabzuziehen und zu behaupten, nur weil man sich ein Körperteil amputieren läßt, bekäme man göttliches Bewußtsein. Dann könnte man auch behaupten, man brauche ein Neugeborenes nur auf ein Lexikon zu betten, schon sei die Karriere gesichert. Oder man legt ein Stetoskop in die Wiege, schon ist es vor Krankheiten geschützt. Aus theosophischer Sicht (Selbsterkenntnis des Göttlichen im Menschen) ist die physische Beschneidung ein Mißbauch heiliger Texte und von Religion.

Es gibt keinen religiösen Grund für physische Verstümmelungen. Es gibt keine Abkürzung für Bewußtseinsentwicklung: Geist entwickelt sich nur durch Anwendung des Geistes, nicht durch die Geschlechtsorgane.
Der Phalluskult der Semiten ist Rückschritt und kein Fortschritt. Unwissende christliche Kabbalisten mit ihren pseudojüdischen Interpolationen und unwissende Talmudisten reichten ihre Geistlosigkeit an den Islam weiter. Die drei jüngsten, menschengemachten monotheistischen Religionen wissen nichts mehr vom esoterischen Kern der Urlehre.

Eine Rückbindung zum Göttlichen findet damit nicht statt, sondern eine Abkehr.
Das sagen die Bibelredakteure sogar selbst in Exodus 22:20, wenn es heißt: „Wer den Göttern [Elohim!] opfert, ohne dem Herrn allein, der sei verbannt.“

Wer also opfert "ohne den Herrn allein", ohne den göttlichen Geist, der sei verbannt. Nach den Worten des AT ist also Phallusdienst Gesetzesübertretung und Blasphemie.
Dies sollten sich die Juden besonders zu Herzen nehmen, denn ihr Stammesgott Jehovah bezeichnet sich selbst als einer der Elohim (Baumeister).
Wer einem Juden die Vorhaut des physischen Körpers amputiert in der falschen Hoffnung, damit dem Göttlichen zu dienen, wer also die Elohim, die Engel und den Jehovah anbetet und ihnen opfert, handelt wider die Natur und widergöttlich (vgl. Helena Blavatsky: Die Geheimlehre, Couvreur o.J., I:535 Fn.)

Paulus, der Eingeweihte der heidnischen Mysterienschule, der von einem "Jesus Christus" noch nichts wußte, ersetzte das falsch verstandene Blutritual durch die Taufe mit Wasser.
Petrus hingegen - der "Apostel der Beschneidung" befürwortete sie - und obwohl sie sich im Christentum nicht durchsetzte, benannten die Kirchengründer ihre Zentrale nach ihm, nicht nach ihrem angenommenen Helden Jesus Christus (sonst würde sie nämlich nicht Petersdom heißen, sondern Jesudom). Hier spiegelt sich der Kampf zwischen Exoterik und Esoterik, zwischen Gnosis und Kirchentum wider, oder einfacher ausgedrückt: Zwischen dem Paradigma des veräußerlichten Gottes und dem des innerlichen Gottes. So entstand die von Jesus Christus nicht gewünschte Kirche im 4. Jahrhundert, als man ohne Not die Ur-Texte vernichtete (gnostische, neuplatonische und buddhistische) und sich als neuen Vorläufer das Judentum aussuchte, die materialistischste aller Religionen.

Für die deutsch-russische Mystikerin und Reformatorin der Theosophischen Bewegung, Helena Blavatsky galt jedoch der Schlachtruf: "Keine Religion ist höher als die Wahrheit!", auf dessen Grundlage sie alle Denksysteme (Religionen, Philosophien und Naturwissenschaften) kritisch untersuchte und herausstellte, was im Lichte der Alten Weisheit wahr oder Irrtum war bzw. immer noch ist.

Dieser Weltanschauungsstreit - der unnötig wäre, wenn der gemeinsame esoterische Kern aller Religionen zugegeben werden würde - tritt bis heute im unterschiedlichen jüdischen und arischen Denken hervor. So stellt die bis heute von den Dogmatikern in Religionen und Wissenschaften zu Unrecht verleumdete Blavatsky diesen Gegensatz heraus, wenn sie feststellen muß:

"Thatsache ist, saß wir in der archaischen Esoterik und im arischen Denken eine großartige Philosophie finden, während wir in den hebräischen Aufzeichnungen bloß den erstaunlichsten Scharfsinn in der Erfindung von Apotheosen für Phallusdienst und sexuelle Theogonie finden. Daß die Arier ihre Religion niemals bloß auf physiologische Symbole stützten, wie es die alten Hebräer gethan haben, kann aus den esoterischen indischen Schriften gesehen werden."
- Helena Blavatsky: "Die Geheimlehre. Die Vereinigung von Wissenschaft, Religion und Philosophie", Leipzig o.J. [1897-1899], Nachdruck Den Haag, Verlag J. J. Couvreur o.J. [1972], Band I, S. 141:

Helena Blavatsky (1831-1891)
http://www.holofeeling.com/OHRENBARUNG/beiwerk/Blavatsky_Geheimlehre_I.pdf

"Phallusdienst entwickelte sich erst mit dem Verluste der Schlüssel zur wahren Bedeutung der Symbole. Er war die letzte und verderblichste Abwendung von der Straße der Wahrheit und göttlichen Erkenntnis nach dem Seitenpfade der Einbildung, welche durch menschliche Fälschung und hierarchischen Ehrgeiz zum Dogma erhoben wurde."
- op. cit., Band I, S. 285


Die siebenfältige Konstitution des Menschen
was soll beschnitten werden?
Diagramm aus dem Heft: "Kleine Einführung in die Theosophie" von
Wilfried Marfels (Privatdruck)



















Gastbeitrag von Frank Reitemeyer

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