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Montag, 23. Januar 2012

Olivenöl: Natürlich heilen und pflegen mit Olivenöl!

Darf ich mich vorstellen? Ich bin ein Olivenöl-Fan. Was lange im wahrsten Sinne des Wortes nur Bauchgefühl bei mir war, hat seine Bestätigung jetzt durch fundierte Sachinformationen gefunden. Genauer gesagt, seitdem ich Birgit Frohns Buch Natürlich heilen mit Olivenöl gelesen habe. Und je mehr ich von ihren Vorschlägen ausprobiere, desto intensiver wird aus dem ehemals rein kulinarischen ein Wohlbefinden des ganzen Körpers – Haut und Haare inklusive.

Doch machen wir es uns vielleicht zuerst einmal mit einem Glas guten Rotweins sowie ei­ner leckeren Portion italienischer Bruschetta gemütlich. Birgit Frohns einfaches Rezept dafür lautet: »Rösten Sie mehrere Scheiben Weißbrot, strei­chen mit ei­ner Knoblauchzehe darüber, salzen und pfeffern und tränken die so vorbereite­ten Brotscheiben in reichlich erstklassigem nativen Olivenöl extra.«
Solcherart gestärkt, begreifen wir schnell, warum laut griechischer Sage Athene den Wett­streit mit Poseidon gewann, als sie beide um die Gunst der größten und ein­flussreichsten Stadt des Altertums rangen. Nur wer den Einwohnern das beste und nützlichste Geschenk machte, sollte von Zeus zum Namenspatron der Stadt erwählt werden. Doch während der Meeresgott Poseidon der unter Trockenheit leidenden Region einen Brunnen schenkte, in dem sich nur Salz­wasser befand, stieß Athene, die Göttin der Weisheit, ihre Lanze in den Erdbo­den, und hervor wuchs ein Ölbaum. Dieser war ein wahrhaft nützliches Ge­schenk, spen­dete er doch Nahrung, Olivenöl und Holz. Mit ihrer Gabe gewann Athene das Duell, und die Stadt wurde nach ihr benannt: Sie hieß fortan Athen.

Mit dem »heiligen Baum der Antike«, dem Ölbaum, schließt denn auch der Le­ser gleich zu Beginn von Birgit Frohns Buch Freundschaft. Er erfährt inte­ressante De­tails zum Baum selbst und zu seiner Geschichte. So zählt dieser Ve­te­ran unter den Pflanzen neben Getreide und Wein zu den ältesten bekannten Nahrungs­mit­teln. Seine ursprüngliche Heimat ist das östliche Mittelmeergebiet, und da er mehr als 2.000 Jahre alt werden kann, ist es durchaus möglich, dass in den Schatten der heutigen Ölbäume im Garten Gethsemane bereits Jesus mit seinen Jüngern weilte. Das hohe Alter ist besonders erstaunlich, bedenkt man, dass der Pflanze oft nur trockene und karge Böden zur Verfügung stehen. Nach sieben Jahren Wachstums trägt der Baum erstmals Früchte. Seine Blüten werden lediglich durch den Wind bestäubt, und so kommt im Durchschnitt auf etwa 20 davon nur eine einzige Olive! Erst mit 150 Jahren beginnt der Überle­bens­künstler merklich zu altern, seine jährlichen Ernteerträge fallen dann deut­lich geringer aus.

Doch bevor es soweit kommt, wurde den Menschen von den Göttern vor dem Genuss der reifen Früchte und ihres kostbaren Öls die Aufzucht und Pflege der Öl­bäume, vor allem jedoch die alljährliche und sehr arbeitsintensive Ernte der Oliven auf­erlegt. Zwischen Oktober und Januar, je nach Anbaugebiet und Oli­vensorte, werden die Früchte zu unterschiedlichen Zeiten geerntet. Der Leser lernt die unterschiedlichen Verfahren hierfür kennen, wobei das Pflücken von Hand als die beste weil schonendste Methode angesehen wird. Dabei werden für nur einen Liter Öl etwa vier bis fünf Kilogramm Früchte benö­tigt.

Handver­lesene Früchte von Bäumen, die ohne chemische Dünge- und Pflanzenschutz­mittel wachsen durften, bilden später die Grundlage für Oliven­öle der höchsten Quali­tätskate­gorie. »Entscheidend für die Qualität des ›flüssigen Goldes‹ ist auch sein Gehalt an freien Fettsäuren: je niedriger, desto besser ist das Öl.« Die Ein­teilung der Öle nach EU-Qualitätsstandards, Hinweise, wie das Flascheneti­kett richtig zu lesen ist und wie man Olivenöl bei sich zu Hause lagert, damit es sei­nen Geschmack und seine Wirksamkeit jahrelang be­hält, runden das Bild ab.

Die mediterrane Lebensweise, in der Oliven und ihr Öl sowohl in der Küche als auch in der Medizin und in der Körperpflege vielseitige Anwendung finden, bil­det einen weiteren Schwerpunkt. Südeuropäer lassen sich offenbar im Hin­blick auf die Früchte des Ölbaums die Befolgung von Hippokrates Empfehlung: »Lasst eure Nahrungsmittel Heilmittel und eure Heilmittel Nahrungsmittel sein« sehr an­gelegen sein. Insbesondere in ihrer Küche spielt Olivenöl eine zentrale Rolle: »Es gibt kaum ein Gericht ohne wenigstens einen Spritzer dieser wertvol­len Zu­tat.«

Gründe dafür gibt es viele. Zum Beispiel die ein­fach ungesättigten Fettsäu­ren im Olivenöl. Sie machen das Öl so gesund und beugen mancher unserer Zi­vilisationskrankheiten vor. Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwer­den und erhöhter Cholesterinspiegel sind Erkrankun­gen, denen man mit Oli­venöl erfolgreich gegensteuern oder auch vorbeugen kann. So versammelt Bir­git Frohn in ihrem Buch rund fünfzig einfach nachzukochende Rezepte aus der fran­zösischen, griechischen,
italienischen und spanischen Küche. Von Antipasti (Hors d`œuvre, Mezes und Tapas), über Sa­late, Brot und Teigwaren, Fisch-, Meeresfrüchte und Fleischgerichte bis hin zu Desserts und süßen Kuchen reicht ihr köstliches Angebot.

Beim Ausprobieren macht sich schon nach kürzes­ter Zeit die Qual der Wahl bemerkbar, deswegen ein kleiner Tipp: Machen Sie es wie die Südeuropäer und kreieren Sie Ihr eige­nes Gericht mit mehreren Gängen aus kleinen Vorspeisen, einer bunten Gemü­seauswahl zum Hauptge­richt und einer feinen Nachspeise. Denn eine solche Vielfalt ist einfach gesün­der. Und nicht zuletzt kann sich der Feinschmecker in den nördlicheren Ge­filden Europas an den bei uns nicht gar so seltenen grauen Tagen die Sonne des Südens auf diese Weise auf den heimischen Tisch holen.
Doch Olivenöl kommt in Südeuropa von alters her nicht allein in den Küchen zum Einsatz. Es ist dort auch ein bewährtes Heil- und Hausmittel gegen zahllose Krankheiten und Zipperlein. Heilkräftige Kräuterzubereitungen unter Verwen­dung von Olivenöl werden eingesetzt gegen Hauterkrankungen wie Gürtelrose, Hautpilze, Neurodermitis, gegen Erkältungssymptome wie Bronchitis, Husten, Ohrenschmerzen und bei Verdauungsproblemen und zahllosen anderen Be­schwerden.

Und da Olivenöl im Mittelmeerraum seit Langem in dem begründeten Ruf steht, ein univer­selles Allheilmittel zu sein, wurde das »flüssige Gold« bereits in den alten Kultu­ren auch als Schönheitsmittel verwendet, und zwar insbeson­dere zur Haut- und Haarpflege. Birgit Frohn bietet in ihrem Buch eine Auswahl kosmetischer Essenzen mit Olivenöl zur Gesichtsreinigung, zur Herstellung von Seifen, für Cremes und Lotionen, Masken und Packungen, Haarkuren, duftende Badezusätze und vieles andere Wohltuende mehr. »Übrigens kamen im antiken Hellas nicht nur die Irdischen in den Genuss von Olivenöl – auch die Statuen der Götter salbte man regelmäßig damit, denn was den Erdenmenschen zuteilwurde, konnte man schließlich den Göttern nicht vorenthalten.«

Ist es da zweitausend Jahre später nicht an der Zeit, dass die Menschen bei uns in den nördlicheren Gefilden endlich damit beginnen, sich selbst ausgiebig mit Olivenöl zu verwöhnen?

Natürlich heilen mit Olivenöl. Von Birgit Frohn. Kopp Verlag, Rottenburg. 1. Aufl. 2011. 144 Seiten. 7.95 €.
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