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Dienstag, 29. September 2015

Claudia von Werlhof: Caliban und die Hexe – zur „Alchemie“ der Moderne


Quelle: QuerdenkenTV


Veröffentlicht am 28.09.2015
Patriarchatskritik der kapitalistischen Gesellschaft

Prof. Dr. Claudia von Werlhof im Gespräch mit Michael Friedrich Vogt. Wir leben heute (beginnend vor mehreren Jahrtausenden) in einer weitgehend patriarchal organisierten Welt oder Zivilisation, relativ unabhängig von Nationalitäten, Kulturen und Religionen. Die moderne Form dieses Patriarchats ist das „kapitalistische Patriarchat“. Es knüpft an die schon im Altertum formulierte „alchemistische“ Utopie an, durch eine technische Transformation, ja Überwindung und Ersetzung der Natur und Menschen, insbesondere der Frauen als Mütter, zu einer nur von Männern geschaffenen Zivilisation des „pater arché“, am Anfang des Lebens bzw. der Materie jeweils ein Herr bzw. „Vater“, zu gelangen.

Alternative dazu wäre eine matriarchale zivilisatorische Regelung, die nichts mit einer „Frauenherrschaft“ zu tun hat, sondern an der Kooperation und nicht Beherrschung oder gar Eliminierung bzw. Ersetzung von Natur und Müttern, also an dem „mater arché“ orientiert ist, wie es das Erdenleben kennzeichnet.

Obwohl die matriarchalische Zivilisation die ältere und ursprüngliche ist, hat sie sich gegen die gewalttätige, kriegerische Patriarchalisierung der Kontinente bis auf einige noch immer lebende Matriarchate nicht halten können. Sie beruht auf Herrschaftsfreiheit, Gemeinsinn, Gerechtigkeit, Gewaltfreiheit, Respekt und Achtung vor dem Leben. Demgegenüber steht die patriarchalische Zivilisation, die genau umgekehrt geregelt ist, eben weil sie die irdischen, quasi „mütterlichen“, Bedingungen nicht akzeptiert und ihnen ihr alchemistisches Umwandlungsverfahren auf allen Ebenen und in allen Bereichen entgegensetzt. Dies führt zu einer buchstäblichen Verkehrung der Welt, die gerade in der Neuzeit und Moderne mithilfe moderner Maschinentechnik erst wirklich Gestalt angenommen hat. Ja, die Maschine ist sozusagen die Inkarnation des Naturersatzes, was aber wegen des historischen Scheiterns alchemistischer Verfahren nicht zugegeben wird.

Diesen Fragen geht Prof. Dr. Claudia von Werlhof (emeritierte Professorin für Politikwissenschaft und Frauenforschung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck) als einer der Mitbegründerinnen der Frauenbewegung auf den Grund. Sie zieht dafür die Linie von den Anfängen der Frauenforschung über das Buch „Caliban und die Hexe“ und die Auseinandersetzung mit dem Marxismus bis zur sog. Kritischen Patriarchatstheorie heute nach. 2007 gründete sie dazu den Verein FIPAZ (Forschungsinstitut für Patriarchatskritik und alternative Zivilisationen).

Sie kommt zu dem Ergebnis, daß die moderne Zivilisation im Zusammenhang mit dem Patriarchat vom Nanobereich bis hin zum Planeten Erde so zerstörerisch geworden ist, daß sie aufgegeben und re-matriarchalisiert werden sollte. Die kapitalistische Gesellschaft ist dabei der historische „Höhepunkt“ der patriarchalen Zivilisation. Dies sei der Grund für die Zivilisations- und Kapitalismuskrise der Moderne.

Website:
http://www.fipaz.at

Kontakt:
Forschungsinstitut für Patriarchatskritik und alternative Zivilisationen FIPAZ e.V.
Obfrau: Prof. Dr. Claudia von Werlhof
Birkenweg 3
6176 Völs Österreich
Email: office@fipaz.at

Publikation:
Silvia Federici, Caliban und die Hexe – Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation
Silvia Federici, Krieg, Globalisierung und Reproduktion, in: Claudia von Werlhof, Veronika BUMERANG – Zeitschrift für Patriarchatskritik, Nr. 0, Febr. 2015,
http://www.fipaz.at
Claudia von Werlhof, Veronika Bennholdt-Thomsen, Nicols Faraclas, Subsistenz und Widerstand
Claudia von Werlhof, Veronika Bennholdt Thomsen, Maria Mies, Frauen, die letzte Kolonie
Claudia von Werlhof, Wenn die Bauern wiederkommen
Claudia von Werlhof, Was haben die Hühner mit dem Dollar zu tun? München 1991, Frauenoffensive
Claudia von Werlhof, Mutter-Los
Claudia von Werlhof, West-End Claudia von Werlhof, Vom Diesseits der Utopie zum Jenseits der Gewalt
Claudia von Werlhof, Die Verkehrung
Claudia von Werlhof, Der unerkannte Kern der Krise
Claudia von Werlhof, Vorlesung Patriarchat, Tagung „Das Patriarchat und Ich“ 2013, www.fipaz.at
Claudia von Werlhof, Nell´Etàt del Boomerang



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