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Als die »ISIS« vor ein paar Wochen mehr und mehr Schlagzeilen machte, fragten sich viele US-Bürger, woher wohl diese Truppe kommen mag. Wie schon 2003 im Vorfeld des Irak-Krieges verbreiteten die Medien auch diesmal in Ausübung ihrer Funktion als Erfüllungsgehilfen des kapitalistischen Staates bereitwillig alle Originaltöne, die ihnen von Pentagon und Politik zugeleitet wurden. Nur wenige setzten sich gründlicher mit der Materie auseinander.
Wer also die Wahrheit wissen wollte, mußte selbst lange nach den Fakten suchen, aus denen hervorgeht, daß »ISIS« von den USA bewaffnet, finanziert und ausgerüstet wurde und überdies ebenso wie Al-Qaida ein Instrument der Gesamtstrategie der USA ist. Eine Strategie, die schon vor Jahrzehnten entworfen wurde, um irgendwann den vollen Zugriff auf das Öl als wichtigste Energiereserve zu haben.
Richten wir unsere Aufmerksamkeit in diesem Zusammenhang auf zwei Konflikte: In der Hochzeit der Antiapartheidbewegung in Südafrika wollte die Partei der weißen Nationalisten das Ruder noch einmal für sich herumreißen, indem sie einen Bürgerkrieg zwischen der Mehrheit der Zulus und anderen afrikanischen Stämmen zu provozieren versuchte. Wäre es zu diesem Krieg gekommen, dann hätte sich die National Party der Weißen als die einzige Kraft darstellen können, die in der Lage war, das Land zu regieren. Am Ende sind die Weißen zwar damit gescheitert, aber sie haben es versucht.
Und nun die zweite Konfliktlage: Seit dem Beginn des Einmarsches der US-Armee in Irak übten die USA in der Außen- und in der Innenwirkung einen unterschiedlichen Einfluß auf das Land aus. Nach außen hin trachteten sie nach Stabilität, nach innen spielten sie mit dem Feuer der Instabilität, indem sie den harten Kern sogenannter Terroristen bewaffneten, finanzierten und gegeneinander aufstachelten, um die ohnehin schon infernalischen Lebensbedingungen in Irak weiter zuzuspitzen. Das Ziel? Den Traum der Neokonservativen zu verwirklichen, Irak in drei Teile aufzuspalten - einen für die Kurden, einen für die Schiiten und einen für die Sunniten. Die Kurden würden ihren Staat bekommen, die Schiiten würden von der Vorherrschaft der Sunniten befreit und die Sunniten würden so schwach sein wie seit tausend Jahren nicht mehr. Den Kurden fiele dabei der Löwenanteil der Ölquellen zu, und die USA hätten endlich den ungehinderten Zugang zum Öl, dieses Mal allerdings frei vom Bündnis mit den Saudis. Obendrein würde die Zerschlagung des Irak auch die Position der Israelis im Nahen Osten stärken.
Mehr zu dieser Einschätzung erfährt man in Artikeln der britischen Journalisten Nicolas Davies auf www.alternet.org oder Nafeez Ahmed auf www.counterpunch.org. Deren Quintessenz ist, daß die USA mit »ISIS« oder dem »Islamischen Staat« ein Monster geschaffen haben, das dazu dienen soll, jene Länder zum Zusammenbruch zu bringen, deren Rohöl sie bis zum letzten Tropfen aufsaugen wollen.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Die Kolumne von Mumia Abu-Jamal erscheint künftig nicht mehr samstags, sondern immer montags an dieser Stelle.
Quelle: http://www.jungewelt.de/m/2014/10-06/012.php
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