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Sonntag, 2. Februar 2014

Warum die Federal Reserve den Goldmarkt schwach halten will

Dr. Paul Craig Roberts und David Kranzler
In früheren Zeiten wurde der Goldpreis von den Zentralbanken künstlich niedrig gehalten, indem sie entweder Gold verkauften oder an Goldhändler verliehen, die es dann verkauften. Durch die Vergrößerung des auf dem Markt verfügbaren Angebots wurde ein Teil der Nachfrage befriedigt und ein Anstieg des Goldpreises damit verhindert oder gering gehalten.


Weil sich die verfügbare Menge physischen Goldes verringerte, musste man in zunehmendem Maße auf andere Möglichkeiten zurückgreifen, um Leerverkäufe auf den Wertpapier-Futures-Märkten zu ermöglichen. Wir werden in diesem Artikel diese Entwicklung anhand eines Vorfalls
vom Donnerstag erläutern und die ungedeckten Leerverkäufe aufzeigen, die den Goldpreis am 30. Januar nach unten drückten.


Als die New Yorker Warenterminbörse (COMEX) am 30. Januar um 8:20 Uhr Ortszeit den Handel eröffnete, brach der Goldpreis in den folgenden 30 Minuten unerklärlich um 17 Dollar ein.

Dieser Preisrückgang wurde durch eine Flut von Verkaufsordern ausgelöst. Im Verlauf der vorangegangenen 23 Handelsstunden wurden im Durchschnitt 202 Goldkontrakte pro Minute gehandelt. Aber nachdem die COMEX an diesem Tag um 8:20 Uhr geöffnet hatte, fielen vier einminütige Zeiträume ins Auge, in denen Folgendes geschah:
8:21 Uhr: 1766 Kontrakte verkauft.
8:22 Uhr: 5172 Kontrakte verkauft.
8:31 Uhr: 3242 Kontrakte verkauft.
8:47 Uhr: 3515 Kontrakte verkauft.
In diesen vier Handelsminuten wurden durchschnittlich 3424 Kontrakte pro Minute gehandelt. Das entspricht dem 17-Fachen des Durchschnitts der vorangegangenen 23 Stunden, einschließlich des COMEX-Handels am 29. Januar dieses Jahres.


Der gelbe Pfeil in der Abbildung markiert den Zeitpunkt, an dem die COMEX den Handel mit Goldfutures eröffnete. Es gab keine Nachrichten oder damit zusammenhängende Marktereignisse, die eine derartige Verkaufswelle bei Gold hätten auslösen können. Wenn ein Marktteilnehmer, der erhebliche Mengen an Goldkontrakten hält, diese ganz oder teilweise verkaufen wollte, würde er diese langsam über den ganzen Tag verteilt auf den Markt bringen, um zu verhindern, dass die Preise aufgrund des erhöhten Angebots sinken oder seine Verkaufsabsichten auf andere Weise »erkennbar« würden.

Stattdessen wurde das COMEX-Handelsparkett bei den heutigen Verkäufen in rascher Folge mit großen Mengen an Verkaufsordern überflutet, um den Preis für Gold so tief wie möglich zu drücken, bevor die Käufer einsteigen.

Für dieses Vorgehen gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen unterstützt ein niedriger Goldpreis die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) bei ihren Bemühungen, den Dollar zu stützen, und zum anderen geht der COMEX das verfügbare physische Gold aus, das denjenigen übergeben werden könnte, die statt Bargeld lieber Gold wollen.

Auf Februar ausgestellte Goldkontrakte werden am 31. Januar zur Lieferung fällig. Am 29. Januar, also zwei Tage vor Beginn des Lieferzeitraums, standen 2 223 000 Feinunzen Gold aus fälligen Goldfutures 375 000 Feinunzen physischen Goldes gegenüber, die ausgegeben werden konnten. Die vorrangig im COMEX-Goldhandel aktiven Banken (JPMorgan, HSBC, Bank Nova Scotia) sind auch diejenigen, die vorrangig solche COMEX-Shortpositionen halten.

Immer dann, wenn sich ein Monat dem Ende nähert, in dem Lieferungen fällig werden, versuchen diese Banken den Preis für Gold nach unten zu drücken, um auf diese Weise die Kontrakthalter vom Verkauf abzuhalten. Dies vermeidet das Problem, möglicherweise physisches Gold nicht in ausreichender Menge zur Verfügung zu haben, um es denjenigen übergeben zu können, die auf einer Erfüllung des Kontrakts bestehen. Da in der letzten Zeit riesige Mengen physischen Goldes aus den Tresoren westlicher Banken an die großen asiatischen Goldkäufer verkauft worden waren, verfügt die COMEX einfach nicht über die ausreichende Menge an verfügbarem Gold, wenn ein Fünftel oder ein Viertel der Kontrakte fällig werden und erfüllt werden müssen. Vor einem Fälligkeitszeitraum oder einem bestimmten Fälligkeitsdatum wird versucht, über Manipulationen den COMEX-Goldpreis so weit wie möglich nach unten zu drücken, um so viele Verkäufe anzuregen, dass eine Nichterfüllung der Goldlieferung verhindert werden kann.

Nach der Ankündigung der Fed vom 29. Januar, die lockere Geldpolitik weiter zurückzufahren, stieg der Goldpreis um 14 Dollar auf 1270 Dollar, und der Dow-Jones-Index fiel um 100 Punkte insgesamt. Am Börsenschluss hatte der Dow Jones 74 Punkte gegenüber dem Stand eingebüßt, den er hatte, als die Fed ihre Entscheidung verkündete. Diese Reaktionen haben die Fed möglicherweise überrascht und haben dann vielleicht zur späteren Unterstützung des Aktienmarktes und zur Goldpreismanipulation am 30. Januar geführt. Die Manipulation des Goldpreises ist eine ausgemachte Sache, aber die eigentliche Frage lautet doch: Warum fährt die Fed ihre lockere Geldpolitik zurück?

Als offizieller Grund wird angegeben, der Wirtschaftsaufschwung sei jetzt so stark, dass weitere Anreize unnötig seien. Aber diese Erklärung wirft zwei Probleme auf: Hinter der lockeren Geldpolitik (Quantitative Easing) stand immer die Absicht, die Preise der mit Schulden verknüpften Derivate in den Bilanzen der Banken, die als »systemrelevant« gelten, hoch zu halten. Und zum anderen verfügt die Fed über genügend eigene Ökonomen und Statistiker, um zu wissen, dass es sich bei diesem Aufschwung um ein statistisches Machwerk handelt, das sich aus einem abnehmenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer zu niedrig ausgewiesenen Inflation ergibt. Kein anderer Wirtschaftsindikator – Beschäftigung, Erwerbsbeteiligung, das reale Median-Familieneinkommen, die realen Einzelhandelsumsätze oder Neubauten – deutet auf einen Aufschwung hin. Wenn sich die Wirtschaft, wie behauptet wird, seit Juni 2009 in einer Aufschwungsphase befindet, die also schon viereinhalb Jahre anhält, wäre es Zeit für eine neue Rezession.

Eine mögliche Erklärung für das Zurückfahren der lockeren Geldpolitik hat damit zu tun, dass die Fed genug neue Dollar geschaffen hat, um die schlimmsten Auswüchse in den Bankbilanzen aufzukaufen und sie in die eigene Bilanz aufzunehmen, während gleichzeitig die Gewinne der Banken auch noch auf andere Weise vergrößert wurden. Da diese Arbeit jetzt getan ist, könnte sich die Fed allmählich zurückziehen.

Aber auch diese Erklärung hat eine Schwachstelle: Die Liquidität, die die Bank geschaffen und in die Märkte gepumpt hat, wurde auch in den Aktien- und Anleihemärkten und in aufstrebende Volkswirtschaften investiert. Wird der Geldhahn jetzt zugedreht, brechen die Märkte ein und lösen eine neue Finanzkrise aus.

Wir wollen hier zwei weitere Erklärungen anführen, von denen die eine eher technischer, die andere eher strategischer Natur ist.

Zunächst die technische Erklärung: Die Anleihekäufe der Fed und die Zinsswaps-Derivate haben das Angebot an Bundesanleihen verringert. Wenn jetzt die Einkommensteuerzahlungen einzugehen beginnen, werden weniger Anleihen aufgelegt, um die Zinsen zu drücken. Dies ermöglicht es der Fed, öffentlichkeitswirksam herauszustellen, dass sie jetzt mit einer Verringerung der Anleihekäufe genau das Richtige macht. Wenn die US-Wirtschaft im Verlauf des Jahres zu schwächeln beginnt, werden es die Rufe nach einem Eingreifen der Fed der US-Notenbank ermöglichen, den Bereich der Instrumente, auf die sie zurückgreifen kann, auszuweiten.

Die strategische Erklärung für das Zurückfahren der lockeren Geldpolitik geht darauf zurück, dass die Zunahme der amerikanischen Verschuldung und die Geldschöpfung die restliche Welt dazu bringen, den Dollar und seine Funktion als Weltreservewährung mit einiger Verbitterung und Argwohn zu betrachten.

Derzeit debattiert das russische Parlament, die Duma, über ein Gesetz, das den Besitz des Dollars und dessen Einsatz als Zahlungsmittel in Russland verböte. Auch andere Länder beginnen sich vom Dollar zu lösen. Vor Kurzem verringerte die Zentralbank Nigerias ihre Dollarreserven und erhöhte demgegenüber ihre Devisenreserven am chinesischen Yuan. Simbabwe, das den Dollar als eigene Landeswährung benutzte, wechselt ebenfalls zum chinesischen Yuan. Ein früherer Chefökonom der Weltbank forderte dazu auf, den Dollar als Weltreservewährung aufzugeben. »Die Vorherrschaft des Dollar ist die wirkliche, tiefere Ursache der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrisen«, sagte er. Die Fed ihrerseits ist sich der Gefahr einer Flucht aus dem Dollar in Gold sehr wohl bewusst, da es ja genau diese Flucht ist, die die Fed dazu bewegt, den Goldpreis zu manipulieren, um ihn künstlich niedrig zu halten und auf diese Weise die Verfügbarkeit physischen Goldes, dessen Lieferung fällig ist, zu erhöhen.

Der Fed ist klar, dass die Möglichkeit der USA, ihre Schulden in ihrer eigenen Währung zu bedienen, der eigentliche Grund dafür ist, dass Amerika sein riesiges Handelsungleichgewicht tragen kann, und zugleich die Grundlage amerikanischer Macht bildet. Wenn der Dollar seine Funktion als Weltreservewährung einbüßte, würden die USA zu einem der zahlreichen Länder mit unausgeglichener Zahlungsbilanz und Devisenproblemen und wären nicht in der Lage, Anleihen zu verkaufen, um ihre Haushaltslöcher zu stopfen.

Vielleicht hat die Fed mit anderen Worten erkannt, dass eine Dollarkrise sehr viel schwerer wiegt als eine Bankenkrise, und dass die Rettungspakete für die Banken den Dollar schwächen. Die Frage ist nur: Wie weit wird die Fed gegenüber den Banken gehen, um den Dollar zu retten?

Lesen Sie zum Thema auch:
Paul Craig Roberts und David Kranzler, »The Hows and Whys of Gold Price Manipulation« sowie Paul Craig Roberts und David Kranzler, »Naked Gold Shorts: The Inside Story of Gold Price Manipulation«

Quelle: 
www.kopp-verlag.de

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