Seiten

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Henry Kissinger und die amerikanischen Nachrichtendienste unterstützen eine »Welt ohne Israel«

Kevin Barrett

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad wurde in den westlichen Medien heftigst kritisiert, weil er es gewagt hatte, sich »eine Welt ohne Israel« vorzustellen. Neuesten Meldungen zufolge stimmen Henry Kissinger und 16 amerikanische Nachrichtendienste darin überein, dass es Israel in naher Zukunft nicht mehr geben könnte. Die New York Post zitiert Kissinger mit den Worten: »In zehn Jahren gibt es kein Israel mehr


Kissinger meint nicht, Israel sei in Gefahr, könnte aber gerettet werden, wenn wir ihm einfach weitere Billionen Dollar zur Verfügung stellen und nur genug seiner Gegner mit militärischen Mitteln aus dem Wege räumen. Und er sagt auch nicht, wenn wir Netanjahus alten Freund Mitt Romney zum nächsten amerikanischen Präsidenten wählen, könnte Israel irgendwie gerettet werden. Und er
sagt auch nicht, wenn wir den Iran bombardieren, könnte Israel überleben. Er bietet keinen Ausweg an. Er stellt lediglich eine Tatsache fest: Im Jahr 2022 existiert Israel nicht mehr.


Die amerikanische so genannte »Intelligence Community« (IC) (ein Zusammenschluss der 16 offiziellen Nachrichtendienste der Vereinigten Staaten) stimmt damit weitgehend überein, auch wenn es möglicherweise andere Einschätzungen gibt, was den Zeitpunkt angeht. Diese 16 amerikanischen Geheimdienste, die insgesamt über ein Budget von mehr als 70 Milliarden Dollar verfügen, legten eine 82-seitige Analyse mit dem vielsagenden Titel Vorbereitungen auf einen Nahen und Mittleren Osten ohne Israel (Preparing for a Post-Israel Middle East) vor.

In diesem Geheimdienstbericht wird festgestellt, dass die 700.000 israelischen Siedler, die illegal auf Grund und Boden leben, der 1967 gestohlen wurde und von dem die gesamte Welt überzeugt ist, dass er rechtmäßig den Palästinensern und nicht Israel gehört, nicht bereit sind, ihre Sachen zu packen und friedlich abzuziehen. Und da die Welt die andauernde Präsenz der Siedler auf gestohlenem Land niemals hinnehmen wird, ist Israel zum »Südafrika« der späten 1980er Jahre geworden.

Die extremistische Koalition mit dem Likud (»Zusammenschluss«) an der Spitze, die derzeit Israel regiert, duldet stillschweigend die zügellose Gewalt und Gesetzlosigkeit der Siedler und unterstützt sie sogar. In dem Bericht heißt es, die Brutalität und Kriminalität der Siedler sowie die sich ausbreitende, an die Apartheid erinnernde Infrastruktur wie die Apartheid-Mauer und das sich immer drakonischer gebärdende System der Kontrollpunkte könnten weder verteidigt noch aufrechterhalten werden und stünden zudem im Widerspruch zu amerikanischen Grundwerten.

Die 16 US-Geheimdienste kommen zu dem Schluss, Israel werde der herannahenden pro-palästinensischen unaufhaltsamen Wucht aus Arabischem Frühling, dem »Islamischen Erwachen« und dem wachsenden Einfluss der Islamischen Republik Iran nicht standhalten können.

In der jüngeren Vergangenheit versuchten die Diktatoren der Region, die palästinenserfreundliche Stimmung ihrer jeweiligen Bevölkerungen zu zügeln. Aber diese Diktaturen begannen mit dem Sturz des proisraelischen Schahs 1979 und der Errichtung einer demokratischen Islamischen Republik, deren Regierung kaum eine Chance hatte, die israelfeindliche Haltung der Bevölkerung zu ignorieren, zu kippen. Dieser Prozess – der Sturz von Diktatoren, die mit Israel zusammenarbeiteten oder es zumindest tolerierten – beschleunigt sich in der Region derzeit enorm. Als Folge werden Regierungen an die Macht kommen, die demokratischer, islamischer und sehr viel weniger israelfreundlich sein werden.

Weiter heißt es in dem besagten Bericht der amerikanischen Geheimdienste, vor dem Hintergrund dieser Realitäten verfüge die amerikanische Regierung einfach nicht länger über die militärischen und finanziellen Mittel, um weiterhin Israel vor den Wünschen und Bestrebungen der mehr als eine Milliarde Menschen, die in seiner unmittelbaren Nachbarschaft leben, zu schützen. Um die Beziehungen zu 57 islamischen Ländern zu normalisieren, so schlussfolgert das Memorandum, müssten die USA nun ihren eigenen nationalen Interessen folgen und Israel »den Hahn zudrehen«.

Interessanterweise geben weder Henry Kissinger noch die Verfasser dieses Geheimdienstberichts in irgendeiner Weise zu erkennen, dass sie den Niedergang Israels beklagen. Dies ist insofern bemerkenswert, als Kissinger selbst Jude ist und immer als Freund (wenn auch manchmal als rauer Freund) Israels gesehen wurde, und alle Amerikaner, auch diejenigen, die für Geheimdienste arbeiten, stark von den einflussreichen israelfreundlichen Medien beeinflusst wurden.

Wie lässt sich diese Gleichgültigkeit erklären?

Die Amerikaner, die die internationalen Angelegenheiten verfolgen – und dazu zählen sicherlich Kissinger und die Verfasser des Geheimdienstberichts –, haben die Nase von der israelischen Unnachgiebigkeit und dem israelischen Fanatismus gründlich voll. Netanjahus bizarrer und oft ins Lächerliche gezogene Auftritt vor den Vereinten Nationen, bei dem er eine Zeichnung, die wie eine Karikatur einer Bombe aussah, so herumschwenkte, dass er selbst der Karikatur eines verrückten Zionisten immer ähnlicher wurde, war nur der letzte einer ganzen Reihe von Ausrutschern führender Israelis, die offenbar zu Übertreibungen neigen.

Ein zweiter Faktor betrifft die wachsende Abneigung, die viele Amerikaner gegenüber der herrischen Dominanz der Israel-Lobby in der öffentlichen Diskussion empfinden. Immer dann, wenn ein weiterer populärer und renommierter amerikanischer Journalist oder eine Journalistin gefeuert werden, weil sie sich »abweichlerisch« über Israel geäußert haben – wie es etwa Helen Thomas und Rick Sanchez widerfuhr –, gewinnt, meist kaum spürbar, eine Gegenreaktion ähnlich einer Welle, die sich unter der Meeresoberfläche bewegt, an Stärke. Und jedes Mal, wenn die Israel-Lobby jemanden wie etwa Maureen Dowd abwatscht, die vor Kurzem berichtete, dass die gleichen fanatischen Israel-Anhänger, die die USA in den Krieg gegen den Irak hineinzogen, nun dabei sind, das gleiche Spiel im Zusammenhang mit dem Iran zu versuchen, wachen mehr Menschen auf und erkennen, dass Persönlichkeiten wie Dowd, Thomas und Sanchez nur die Wahrheit aussprechen.

Der dritte Grund für die Gleichgültigkeit gegenüber dem drohenden israelischen Niedergang hängt damit zusammen, dass die amerikanische jüdische Gemeinschaft in Bezug auf die Unterstützung Israels und noch stärker hinsichtlich der Unterstützung für die Likud-Führung in sich zerstritten ist. Erfahrene jüdische Journalisten und Experten wie Philip Weiss erkennen die Unzurechnungsfähigkeit der derzeitigen israelischen Führung und die Hoffnungslosigkeit dieser verfahrenen Situation. Nach jüngsten Berichten gilt es unter amerikanischen jüdischen Jugendlichen nicht länger als »schick«, sich um Israel zu kümmern. Und trotz Netanjahus schriller Versuche, die jüdischen Wähler in Amerika auf den Mormonen und »Likudnik« Mitt Romney einzuschwören, wird Obama, der öffentlich erklärt hatte, er »hasse« den »Lügner« Netanjahu, mit Leichtigkeit die Mehrheit der jüdischen Wähler für sich gewinnen.

Und zum Schluss nun der verborgendste, aber zugleich wirkungsmächtigste Grund für die Gleichgültigkeit Kissingers und der CIA angesichts des israelischen Verhängnisses: Immer stärker bricht sich unaufhaltsam die Erkenntnis Bahn, dass Israel und seine Unterstützer, und nicht radikale Muslime, für die Anschläge vom 11. September, bei denen es sich um eine klassische »Operation unter falscher Flagge« handelt, verantwortlich sind.

Eine solche Auffassung wird nicht etwa von antisemitischen Randgruppen, sondern zunehmend von hochrangigen, verantwortungsbewussten Experten vertreten. Alan Sabrosky, selbst Halbjude und Direktor der Abteilung für Strategische Studien der Führungsakademie der amerikanischen Armee, erklärte in meiner Radiosendung, er habe mit seinen Kollegen über die »100-prozentige Wahrscheinlichkeit« diskutiert, dass Israel und seine Unterstützer hinter den Anschlägen vom 11. September 2001 stünden. Und der frühere Chefkorrespondent der BBC für den Nahen und Mittleren Osten, Alan Hart, ein persönlicher Freund von Golda Meir und Jassir Arafat, war ebenfalls in meiner Radiosendung zu Gast und erklärte dort, auch er sei überzeugt, dass Israel & Company die Anschläge vom 11. September inszeniert hätten.

Und es gibt sogar einen Präsidentschaftskandidaten, nämlich Merlin Miller, der öffentlich erklärte, Israel und nicht al-Qaida habe die Anschläge durchgeführt.

Die Anschläge vom 11. September sollten, und das war das wichtigste Ziel, das starke, unzerstörbare emotionale Band zwischen den USA und Israel »mit Blut besiegeln«, um mit diesem verzweifelten Versuch Israels Überleben dadurch zu sichern, dass man einen lang andauernden amerikanischen Krieg gegen die Feinde Israels entfesselte. Als die »tanzenden Israelis« verhaftet wurden, weil sie den Erfolg der Operation vom 11. September feierten, versuchten sie, die Polizei mit den Worten zu überzeugen: »Unsere Feinde sind eure Feinde. Die Palästinenser sind eure Feinde.«

Aber immer mehr Amerikaner – einschließlich der amerikanischen Geheimdienste in ihrer Gesamtheit – erkennen nun, dass die Feinde Israels (die gesamte muslimische Welt mit ihren über
1,5 Milliarden Menschen zusammen mit dem Großteil der nichteuropäischen Welt) keineswegs zwangsläufig auch die Feinde der Vereinigten Staaten sein müssen. Tatsächlich sind die USA dabei, in einen Staatsbankrott zu versinken, und opfern Tausende von Menschenleben in Kriegen, die im Interesse Israels geführt werden – diese Kriege schaden den amerikanischen strategischen Interessen und fördern sie keineswegs. (Natürlich sind die USA berechtigterweise unter anderem sehr daran interessiert, Erdöl und Erdgas von stabilen und zur Zusammenarbeit bereiten Regierungen zu kaufen.)


In dem Maße, wie die Erkenntnis zunimmt, dass es sich bei den Anschlägen vom 11. September nicht um einen Terroranschlag radikaler Muslime, sondern um einen heimtückischen Verrat der Unterstützer Israels handelt, wird es für die amerikanischen politischen Entscheidungsträger sehr viel einfacher, in die Fußstapfen Henry Kissingers und der 16 Geheimdienste zu treten und das Offensichtliche zu erkennen: Israel hat das Ende seiner Haltbarkeitsdauer erreicht.

Über den Autor:
Der promovierte Arabist und Islamkenner Dr. Kevin Barrett gehört zu den bekanntesten Kritikern des »Kriegs gegen den Terrorismus«. Er ist gerne gesehener Experte und Gesprächspartner vieler Fernsehsender wie Fox, CNN und PBS und anderer und hat viele Artikel und Leitartikel für renommierte Zeitungen wie die New York Times, den Christian Science Monitor, die Chicago Tribune und weitere bekannte Printmedien angeregt und verfasst. Dr. Barrett lehrte an Hochschulen und Universitäten in San Francisco, Paris und Wisconsin. Dort kandidierte er 2008 auch für einen Sitz im Kongress. Gegenwärtig ist er beratend für gemeinnützige Organisationen und als Autor tätig. Darüber hinaus leitet er als Moderator eine eigene Radiosendung. Barrett ist Mitbegründer der Muslim-Christian-Jewish Alliance und Verfasser der Bücher Truth Jihad: My Epic Struggle Against the 9/11 Big Lie (2007) und Questioning the War on Terror: A Primer for Obama Voters (2009).

Quelle:
www.kopp-verlag.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen