Christine Rütlisberger
Die Regale in den Lebensmittelabteilungen der Supermärkte sind prall gefüllt. Wir werfen mehr Nahrungsmittel weg als jemals zuvor. Und genau da erscheint ein neues Sachbuch, das sich mit Haushalten und Ernährungssicherung in Krisenzeiten beschäftigt.Was machen Sie, wenn Sie an einen Bankautomaten kommen und der Bildschirm zeigt nichts mehr an? Jeder hat das wohl schon einmal erlebt. Was, wenn an der Tankstelle die Benzinpumpen versagen? Auch das kommt mitunter vor. Und was ist, wenn im Supermarkt die elektronischen Kassen nicht mehr funktionieren? Das alles sind allerdings nur winzig kleine Systeme im Vergleich zu unserer Nahrungsmittelversorgung. Für unsere Vorfahren wären solche Situationen kein Problem gewesen. Sie waren es noch gewohnt, sich nicht ständig auf das reibungslose Funktionieren von Systemen zu verlassen. Wir aber bereiten uns heute auf nichts mehr vor.
Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kommt zu einem desaströsen Untersuchungsergebnis: Weit weniger als ein Prozent der Deutschen bereitet sich ernsthaft persönlich auf eine künftige Krise vor. Und das, obwohl die Bundesregierung jedem Haushalt empfiehlt, Vorräte für mindestens zwei Wochen einzulagern.
Wissenschaftler haben 2012 ergründet, warum sich die Menschen im deutschsprachigen Raum nicht auf eine mögliche Krise vorbereiten. Die Antwort: Mehr als 80 Prozent der Menschen schalten bei unbequemen Themen einfach ab, sie entwickeln stattdessen einen unrealistischen Optimismus. Das neue Sachbuch Was Oma und Opa noch wussten wird vielen Menschen mit dem »unrealistischen Optimismus« auf den ersten Blick absurd erscheinen. Doch offenkundig zählen immer mehr Menschen nicht zu jenen, die das von den Medien geschönte Bild von der angeblichen Lage da draußen für bare Münze nehmen. Immerhin haben wir seit 2008 eine große Finanz- und Wirtschaftskrise.
Die Zeiten erinnern an die große Weltwirtschaftskrise des letzten Jahrhunderts, die 1929 begann. Drei Jahre nach den ersten schweren Börsenturbulenzen erschien damals ein 24 Seiten dünnes Büchlein von Ingeborg Hahn mit dem Titel Mein Krisenkochbuch. In jener Zeit war es noch selbstverständlich, dass man daheim einen Gemüsegarten hatte, und mindestens jede zweite Familie hielt Nutzvieh. Überall gab es um die Städte herum Bauern, die auf ihren Feldern nicht Raps oder Mais für Biokraftstoffe, sondern Nahrungsmittel anbauten. Seit 2008 haben wir nun wieder eine immer verheerender werdende Wirtschaftskrise. Heute ist es viel schwieriger, bei einer weiteren Verschärfung der Lage an jene Lebensmittel zu kommen, die 1929 überall vor den Haustüren produziert wurden. Dieses neue Krisenkochbuch, das unter dem Titel Was Oma und Opa noch wussten erscheint, kann sich daher nicht auf 24 Seiten beschränken. Es hat 233 Seiten voller Tipps, Ratschläge und Fakten, die nicht nur in Krisenzeiten nützlich sind.
Immer mehr Menschen verlieren derzeit ihre Arbeit oder haben Angst um ihren Job. Und der Industrie brechen die Aufträge ein. Die Regierung weiß nicht mehr, wie sie die sozialen Verpflichtungen finanziell erfüllen soll. Die politische und gesellschaftliche Instabilität in Europa wächst von Tag zu Tag. In Griechenland leben seit Anfang 2012 mehr Menschen von Tauschgeschäften als von bezahlter Arbeit. Man tauscht einen Haarschnitt gegen ein Stück Brot, Unterricht, Impfungen, ärztliche Dienstleistungen oder als Elektriker eine Arbeitsstunde gegen Lebensmittel. »Haarschnitt gegen Brot« – so lautete im Juni 2012 ein Bericht der deutschen Tageszeitung Die Welt über die neue Kreativität jener Griechen, die in Arbeitslosigkeit und Armut verfallen. Bürgerkriege, Aufstände und Unruhen, die wir bislang nur aus weit entfernten Ländern kannten, kommen immer näher. Wir blenden das alles innerlich aus. Schließlich behaupten unsere Politiker, sie hätten alles im Griff. Das haben sie auch gesagt, als die D-Mark abgeschafft wurde. Sie haben uns belogen. Und sie sagten es, bevor das erste Geld aus den Rettungspaketen an Länder wie Griechenland überwiesen wurde. Auch da haben sie uns belogen. Wann also öffnen wir endlich die Augen und befassen uns mit der Realität?
Von Griechenland bis Spanien brandet langsam eine Welle der Unruhe durch Europa. In Deutschland, vor allem in den Großstädten, gibt es wachsende soziale Proteste und immer öfter gewaltsame Ausschreitungen, die von der Polizei häufig kaum noch unter Kontrolle gehalten werden können. Die Arbeitslosigkeit steigt erkennbar immer stärker an, obwohl die Zahlen von den Politikern geschönt werden. Zugleich werden staatliche Leistungen zurückgefahren. Mehr als eine Million Deutsche müssen schon jetzt von der Tafel-Bewegung mit Lebensmitteln versorgt werden. Was aber passiert, wenn sich die Lage noch weiter verschlechtert? Wenn der Hunger, der in Europa zunächst in Griechenland anklopfte, sich auch im deutschsprachigen Raum ausbreitet? Wer das für Utopie hält, der hat sich nie mit der Verletzlichkeit unserer Lebensmittelversorgung befasst. Die Lage kann sehr schnell eskalieren.
Wir sind auf beinahe allen Gebieten vom guten Willen vieler Länder abhängig. Was passiert, wenn Russland uns kein Erdgas mehr liefert, das kann sich jeder selbst ausmalen. Die Lage, wenn es am Persischen Golf Kämpfe gibt und die Ölversorgung dadurch um mindestens 75 Prozent reduziert wird, muss auch nicht näher beschrieben werden. Dann werden nur noch Polizei und Hilfsdienste vorrangig mit Treibstoffen versorgt. Was aber passiert, wenn die Euro-Krise wieder einmal an Schärfe zunimmt, wenn es in den Städten immer häufiger zu Unruhen kommt, weil die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern an immer mehr Orten nicht mehr wie gewohnt aufrecht erhalten werden kann? Viele können – oder besser wollen – sich das (noch) nicht vorstellen. Aber ganz sicher sind viele Menschen im deutschsprachigen Raum dann auf sich allein gestellt.
Das neue Sachbuch Was Oma und Opa noch wussten will jene, die sich auf mögliche Krisensituationen vorbereiten wollen, zum Nachdenken anregen. Wie überlebt man eigentlich in einer Krisenzeit? Was kann man essen, wenn die gewohnte Versorgung plötzlich zusammenbricht? Dann braucht man wieder einmal jenes Wissen, welches unsere Vorfahren über Generationen weitergereicht haben. Doch statt überlebenswichtiger Fragen der Existenzsicherung stehen heute bei den meisten Menschen vor allem Sex, Ballaballa und das nächste Besäufnis im Vordergrund. An diese Menschen richtet sich das vorliegende Buch garantiert nicht. Ihnen ist nicht mehr zu helfen. Aber Sie können sich als Leser mit jenen Fragen befassen, die Ihnen im möglichen Krisenfall eine Grundlage für das Überleben bieten. Beantworten Sie sich doch nur einmal eine einzige Frage: Wer ist der Schlauere? Jener, der sich auf absehbare und mögliche Entwicklungen in aller Ruhe vorbereitet oder jener, der nach dem Motto lebt: »Es wird schon nichts passieren«. Sicher ist, dass wir in turbulenten Zeiten leben. Und es kann sehr schnell sehr ungemütlich werden. Von harten Wintern, die Straßen unpassierbar machen, über Sonnenstürme, die auf einen Schlag viele elektrische Geräte zerstören, bis hin zu sozialen Spannungen müssen wir mit immer mehr Risiken leben. Und wir sind im deutschsprachigen Raum verwundbarer denn je zuvor. Denn die globalisierte Welt hat einen großen Nachteil: Fällt in dem globalisierten System auch nur ein Zahnrad aus, dann funktionieren Teile des Systems oder aber das ganze System nicht mehr. Schon der Ausfall der Bankautomaten wäre katastrophal für uns, noch schlimmer der länger andauernde Ausfall elektronischer Kassen in den Einkaufsmärkten. Was aber, wenn ein großer Teil des Nachschubs an Lebensmitteln ausbleibt? Und zwar aus Gründen, auf die wir keinen Einfluss haben? Schließlich werden unsere Lebensmittel nicht mehr direkt vor unserer Haustüre produziert. Wird die Versorgungskette etwa durch soziale Unruhen in Nachbarländern gestört (und dafür genügen gezielte Sitzblockaden auf Autobahnen in anderen Staaten), dann haben wir sehr schnell ein sehr großes Problem.
Unsere Großeltern wären mit einer solchen Lage nicht überfordert gewesen. Sie wussten sich noch zu helfen. Verfügen Sie über ausreichende Nahrungsmittel- und Trinkwasservorräte, damit Sie im Falle einer Naturkatastrophe, eines Zusammenbruchs der Wirtschaft, einer Pandemie oder schwerer innerer Unruhen überleben können? In einer solchen Zeit braucht man wieder einmal jenes Wissen, welches unsere Vorfahren über Generationen weitergereicht haben. Unsere Großeltern haben stets mit diesen Risiken gelebt und sich auf diese vorbereitet. Sie wussten noch, wie man sich ernährt, wäscht oder den Durst stillt, wenn es fast nichts mehr zu kaufen gab. Das neue Sachbuch will jene, die sich auf mögliche Krisensituationen vorbereiten wollen, zum Nachdenken anregen.
Wie überlebt man mit dem geballten Wissen unserer Vorfahren in einer Krisenzeit?Stellen Sie sich vor, die Supermärkte sind geschlossen. Für eine bestimmte Zeit können Sie jedenfalls im Lebensmittelhandel bestimmte Grundnahrungsmittel nicht kaufen. Und Ihren Freunden und Verwandten ergeht es ähnlich. In einem ersten Schritt wird man dann noch verfügbare Lebensmittel tauschen. Was aber tun, wenn man beispielsweise Mehl oder Sahne benötigt und diese nirgendwo aufzutreiben sind? Dann müssen wir Ersatz herbeischaffen. Was also haben unsere Vorfahren als Mehlersatz genommen? Wie ersetzt man Pfeffer, Kapern, Kaffee, Schlagsahne, Croutons, Knoblauch, Hefe, Nüsse und viele andere Dinge, die man häufig in der Küche braucht? Vor allem: Mit welchen Rezepten bekommt man die Familie satt, wenn man eine Notzeit überbrücken muss? Und wovon lebt man dann?
Was kann man essen, wenn die gewohnte Versorgung plötzlich zusammenbricht?
Wie und wo bekommt man sauberes Trinkwasser? Wo gibt es kostenlos Vitamine?
Welche in unseren Breiten reichlich vorhandenen Pflanzen kann man essen?
Wie stellt man Würste her, wie fängt man Fisch und wie hält man Geflügel?
Bestsellerautor Udo Ulfkotte liefert mit diesem Sachbuch die Fortsetzung seiner unterhaltsamen und spannend geschriebenen Anleitungen zum Überleben in der Krisenzeit. Nach Mit Gold durch die Krise und Mein Feld, mein Wald, mein Teich bereitet er den Leser jetzt darauf vor, satt und sicher durch die Krise zu kommen.
Udo Ulfkotte, »Was Oma und Opa noch wussten«
Gebunden, 233 Seiten, 16.95 EUR
Das Wichtigste was für mich die Buchbeschreibung liefert ist: 'Wo ist sauberes Trinkwasser herzubekommen', und 'welche in unseren Breiten reichlich vorhandenen Pflanzen kann man essen'. Alles Andere ist für mich als Nichtkocher-Single nie benötigt. Aber trotzdem wieder vielleicht die Dringlichkeit: 'Raus aus den Städten'!
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