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Sonntag, 1. Juli 2012

Facebook nutzt Gesichtserkennung zur Identifizierung von Personen auf Fotos und Videos

J. D. Heyes

Sind Sie schon einmal auf Facebook von jemandem »getaggt« worden – einem Freund, Kollegen oder vielleicht jemandem, den Sie gar nicht kennen, vielleicht von einem Freund eines Freundes? Vielleicht gibt Ihnen eine neue Firmenübernahme, die Facebook kürzlich getätigt hat, Anlass, das ganze Konzept noch einmal zu überdenken.


Facebook hat die Face.com-Gesichtserkennungstechnik gekauft. Für Technikfreaks wird es damit schneller und leichter, Fotos zu taggen, aber Datenschützer befürchten, dass die Technik zum Problem werden könnte, heißt es in InformationWeek. 
Facebook, dessen Aktienkurs sich seit dem Börsengang Mitte Mai auf ständiger Talfahrt befindet, hat für die in Israel entwickelte mobile Erkennnungstechnologie Techcrunch.com 55 bis 60 Millionen Dollar gezahlt. Das Unternehmen betont, damit sei es möglich, auch »von unterwegs Fotos auf Facebook hochzuladen, umgehend Vorschläge zu erhalten, wen man taggen könnte, und die Tags mit einem Klick zu bestätigen.«

»Das ist für Facebook wichtig, denn zurzeit werden wahrscheinlich massenhaft ungetaggte mobile Fotos gepostet. Dadurch werden Chancen zur Kontaktaufnahme vergeben, denn wenn Sie die Nachricht erhalten, dass Sie in einem Foto getaggt worden sind, dann gehen Sie vielleicht sofort auf Facebook, um es zu überprüfen. Außerdem helfen diese Tags Facebook, zu verstehen, für wen ein Foto bedeutsam ist, so dass es in den Newsfeeds Ihren engsten Freunden gezeigt werden kann“, heißt es bei Techcrunch.com.



Irgendetwas ist hier seltsam


Zusätzlich zu der neuen Programmierung bietet Facebook seit Ende Mai eine neue App an – Facebook Camera – die als »einzigartige Foto-App« gepriesen wird, mit der »Sie einzelne Fotos oder ganze Serien aufnehmen, filtern und mit anderen teilen und eingegebene Fotos, die bei Facebook hochgeladen wurden, gemeinsam mit Ihren Freunden durchscrollen können.«

Noch wunderlicher wird der Kauf des Gesichtserkennungsprogramms durch Facebook dadurch, dass das Unternehmen bereits zuvor für eine Milliarde Dollar Instagram aufgekauft hat, das laut Techcrunch.com an das Programm von Face.com angekoppelt werden kann.

Wie gut ist diese Technik? Denken Sie an drei Buchstaben: »C-I-A«.

Die Face.com-Technik ermöglicht es den Nutzern, Gesichter selbst unter schlechten Bedingungen, wie beispielsweise schlechtem Licht, zu erkennen. Also verfügt Facebook jetzt über: a. ein hochmodernes Gesichtserkennungsprogramm, b. eine brandneue Kamera-App und c. die Möglichkeit, Bilder sofort zu posten.

Und das alles, weil das Unternehmen glaubt, das »nächste große Ding« in den sozialen Medien sei es, Bilder in Echtzeit zu posten, damit Ihre Freunde sie schnell anschauen?

Kann sein, aber das ist ziemlich viel High-Tech für eine Social-Media-Seite und angesichts der Tendenz von Facebook (und Google und anderer Seiten), Ihnen persönliche Informationen zu entlocken und in Ihre Privatsphäre einzudringen, gibt es genügend Anlass zur Besorgnis.

Zweifellos machen es die neuen Mittel einfacher für Facebook-Nutzer, Freunde auf Fotos und Videos – besonders auf mobilen Geräten – zu identifizieren, und natürlich können Unternehmen davon profitieren, weil sie besser verfolgen können, »wann und wo über ihre Produkte geredet und dafür geworben wird, besonders mit der Entwicklung von Bildernetzwerken wie Pinterest«, schreibt InformationWeek.

Aber zu welchen Kosten für den Datenschutz? Und auf welche Weise erleichtern es diese technischen Neuerungen den staatlichen Schnüfflern, Sie zu »taggen« und ausfindig zu machen?


Taggen oder nicht taggen?


»Auf der Facebook-Seite über das Foto-Tagging wird den Nutzern gezeigt, wie sie die Sichtbarkeit auf Fotos, in denen sie getaggt sind, begrenzen oder unkenntlich machen können. Außerdem wird gezeigt, wie sie Tags entfernen können, aber das kann schon bald kompliziert werden und sich schwer aufrechterhalten lassen«, heißt es bei InformationWeek. »Unternehmen müssen vorsichtig sein, damit das vermehrte Taggen bei den Kunden keine weiteren Bedenken über den Datenschutz weckt.«

Es gibt begründete Sorgen, dass diese Technik genutzt werden kann, die bereits entwickelten Datenbanken der Netzwerke für eine passive Überwachung der Bürger auszubauen, um die Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen zu dokumentieren.

Stellen Sie sich vor, Sie würden in einem Foto von jemandem »getaggt«, der ohne Ihr Wissen an kriminellen Handlungen beteiligt ist. Da Sie mit dieser Person in Verbindung stehen, nutzen es die Behörden, in Ihrem Privatleben zu schnüffeln – es sei nur Teil einer »sorgfältigen Ermittlung«.

Denken Sie nach, bevor Sie taggen (oder sich selbst taggen lassen)!

Quellen:

informationweek
techcrunch
informationweek

www.kopp-verlag.de