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Samstag, 24. März 2012

Russland- und Frankreichwahlen: Umbruch des globalen Währungssystems?

Was haben die kürzlich stattgefundenen Russlandwahlen und die bevorstehende Präsidentenwahl in Frankreich gemeinsam? Dramatisches und gleichzeitig dringend Notwendiges, folgt man den Ausführungen des USA-Korrespondenten und Historikers Webster Tarpley. Denn im Nachklang dieser Wahlen könnte der Umsturz des gesamten globalen Finanzsystems erfolgen, die Abkoppelung vom Dollar als Weltwährung könnte damit unmittelbar bevorstehen.

Wladimir Putin ist, trotz des Widerstands der auch von außen mobilisierten weißen und orangenen Revolution, neuer russischer Präsident geworden. Nun hat er viel zu tun; die Spuren, die sein Vorgänger Dmitri Medwedew hinterlässt, sind von Verzögerung, Schwäche und Taktieren gekennzeichnet. Neben zahlreichen innenpolitischen Herausforderungen lautet eine seiner Hauptaufgaben für die kommende Zeit, das Gleichgewicht in der ganzen Welt wiederherzustellen, Putin muss eine zentrale Führungsposition übernehmen, so Webster Tarpley.

So gilt es zum einen, die zerstörten Staaten im Nahen Osten wieder aufzubauen, den Irak, Libyen, Syrien. Erste Schritte sind bereits erkennbar: Die Niederwerfung der Aufständischen in Syrien hat begonnen,  ebenso ist die Entlarvung verlogener Mediensysteme wie zum Beispiel des Nachrichtensenders Al Jazeera in vollem Gang, dessen Tricks, die Welt mit nachgestellten Kriegsszenen und gefälschten Berichten zu täuschen, werden immer häufiger selbst zum Gegenstand der Berichterstattung. Diese wichtigen Enthüllungen dürften hauptsächlich auf das Konto des Wladimir Putin gehen.


Doch auf noch ganz anderer Ebene kommt Bewegung ins Spiel durch den neuen russischen Präsidenten, und zwar für all jene Staaten, die schon seit geraumer Zeit ihre Bemühungen offenlegen, sich aus dem internationalen Finanz- und Währungsgefüge von IWF, Weltbank und der Welthandelsorganisation zu verabschieden. Dies sind vornehmlich die BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Russland und China haben bereits ihren bilateralen Handel ausgeschaltet, so der Journalist. Die Welt braucht eine Alternative zum Dollarsystem, eine Reform des Weltwährungssystems ist unabdingbar.

Diese wurde offenbar schon seit geraumer Zeit direkt ins Auge gefasst, doch die ersten Pläne scheiterten: So war es der ehemalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, der in der Woche seiner Festnahme im Mai 2011 nach seinem USA-Besuch nach Deutschland weiterreisen wollte, um Verhandlungen mit der Bundesregierung zu führen über ein neues Weltwährungssystem. Danach sollte es weitergehen nach Tripolis, um eine Zusammenarbeit mit Oberst Gaddafi einzuleiten über den Gold-Dinar und den Silber-Dirham. Wie die Sache für die Beteiligten ausging, weiß heute jeder.

Spannend dürfte die nächste Konferenz der BRICS-Staaten werden, sie findet in einer knappen Woche, am 29. März 2012, in Neu-Delhi statt. Hier soll es vornehmlich darum gehen, den bi- und multilateralen Handel der BRICS-Staaten außerhalb des Dollar-Rahmens abzuwickeln, also die ersehnte Alternative zum Dollar herzustellen. Der Weg dieser Konferenz, erläutert der Historiker, führt definitiv in die Richtung einer neuen Reservewährung beziehungsweise einer neuen Rechnungseinheit, unabhängig vom Dollar.

Interessant dürften in diesem Zusammenhang die weiteren Entwicklungen des Iran sein. Dieser wird derzeit Schritt für Schritt aus dem internationalen Geldsystem gedrängt: Die westlichen Zentralbanken dürfen – unter dem Druck der USA und Großbritanniens – keine Beziehungen zur iranischen Zentralbank mehr führen. Die islamische Republik wird völlig isoliert – es handelt sich um einen internationalen Boykott. Selbst das Swift-System, das internationale System der Bankenbewegungen, hat den Iran jetzt ausgeschlossen – für die Wirtschaft des Landes ein schwerer Schlag.

Doch die Medaille hat bekanntermaßen zwei Seiten: Denn mit diesen Druckmaßnahmen könnte Teheran praktisch gezwungen werden, den Keim eines neuen Weltwährungssystems zu bilden, alleine, um zu überleben. Als führender Erdölproduzent könnte der Iran, gemeinsam mit Syrien und anderen Staaten, die derzeit vom Westen mit Wirtschaftssanktionen unter Druck gesetzt werden, ein neues Geldsystem installieren.

Bestätigt und erweitert werden die Ausführungen Tarpleys übrigens auch von anderer Seite. So berichtet der in der globalen Finanzelite bestens vernetzte Kenner Lindsey Williams in seinem aktuellen Beitrag von den Plänen Indiens, größere Mengen Öl aus dem Iran zu beziehen, weil dieser ab Juni nicht mehr an die EU liefern darf. Bezahlt werden soll in physischem Gold. »Außerdem würde ein Vertrag zwischen Saudi-Arabien und China ebenfalls auf den Dollar verzichten, wobei in diesem Zusammenhang in China die größte Raffinerie der Welt gebaut werde. Der Petro-Dollar gehe damit zwangsläufig seinem Ende zu, die USA hätten sich mit den Maßnahmen gegen den Iran also selbst ins Knie geschossen«.

Eine wichtige Frage lautet jetzt: Welches westeuropäische Land könnte auf die Bildung eines neuen Währungsblocks positiv reagieren? Der US-Journalist verknüpft diese Frage mit den bevorstehenden Präsidentenwahlen in Frankreich im April und Mai 2012: Welcher Kandidat könnte ein Interesse an diesen Plänen haben, um die derzeitig ausufernde Weltdepression endlich umzudrehen? Wer könnte diesen Ausweg gemeinsam mit dem russischen Präsidenten Putin wagen?

Nicolas Sarkozy dürfte nicht in Frage kommen. Doch was ist mit dem (von George Soros beeinflussten) Sozialisten François Hollande? Oder mit der Vorsitzenden der Front National, Marine Le Pen? Tarpley empfiehlt, den Verlauf der Frankreich-Wahlen genau im Blick zu behalten und vor allem die Endphase sehr genau zu beobachten. Er ist überzeugt: Wenn Putins Wahlsieg die Weichen für eine tiefgreifende Änderung der internationalen Verhältnisse gestellt hat, dann wird man die weitere Weltentwicklung in den französischen Wahlen abgebildet sehen.

Unterdessen hat der ehemalige Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Zbigniew Brzeziński, ein Buch veröffentlicht mit dem Titel: Strategic Vision – America and the Crisis of Global Power. Die  hier angeführte Grundthese lautet: Eindämmung der Macht Chinas, um mit dem Niedergang der US-Macht fertig zu werden. Dieses Buch beleuchtet jedoch ebenso die »Gefahr«, dass Deutschland und Italien von der russischen Regierung »herübergezogen« werden und somit eigene Handelsinteressen umsetzen könnten. Das sieht Brzeziński durchaus als immense Gefährdung an. Aufmerksamen Beobachtern dürfte zudem nicht entgangen sein, dass der ehemalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi  nach den Russlandwahlen in Moskau empfangen worden ist. Wer weiß, welche zukunftsweisenden Pläne dort beschlossen wurden?

Sehen Sie den gesamten Beitrag des US-Journalisten Webster Tarpley hier.



Quelle:
www.kopp-verlag.de

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